ALFIE

Milde Strafe
Jude Law als charmanter Bettenhopser

Nach Bridget Jones, der pummeligen und leicht verblödeten Britin, war die Zeit mehr als reif für eine durch und durch männliche Identifikationsfigur, die es auch dem so genannten starken Geschlecht ermöglicht, eigene Schwächen hübsch verpackt auf der Leinwand wieder zu entdecken.
Alfie ist ein solcher Mann, ein nonchalanter Frauenheld, der sich mit britischem Akzent, einem spitzbübischen Lächeln und dem Aussehen von Jude Law in die Herzen und Betten der Damenwelt mogelt, um dann bei den ersten Warnzeichen von emotionaler Bindung das Weite zu suchen. Er ist kein schlechter Mensch - einfach nur ein Mann, der weiß, was er will: lange Beine, einen straffen Po und ein ordentliches Paar Brüste; und wer kann einem gutaussehenden Single diese Freuden schon versagen?
Im wirklichen Leben hieße die Antwort "die Frauen!", im Film legt Alfie jedoch innerhalb kürzester Zeit so attraktive Exemplare der weiblichen Spezies wie Marisa Tomei, Jane Krakowski, Nia Long, Sienna Miller und Susan Sarandon flach, ohne sich vom Schicksal mehr abzuholen als die relativ milde Strafe einer emotionalen Leere.
Alfie basiert auf dem gleichnamigen Film von 1966, mit dem einst Michael Caine Starruhm erlangte. Wie schon beim Vorgängerfilm öffnet sich die so genannte "vierte Wand", sodass Alfie sich direkt ans Publikum wenden und Gedanken kundtun kann - vor 40 Jahren eine absolute Neuerung, heute nur ein kleiner Taschenspielertrick. Als Date-Movie kann man Alfie nicht empfehlen: Frauen könnten an dem Film zwar durchaus Gefallen finden, man sollte aber davon ausgehen, dass man ihnen danach vorbeten muss, wie abscheulich oberflächlich dessen Protagonist doch war, während sie insgeheim sowieso nicht zuhören und von Jude Law schwärmen.

Karsten Kastelan
USA 2004. Regie: Charles Shyer. Mit Jude Law, Omar Epps, Jane Krakowski, Nia Long, Sienna Miller, Susan Sarandon, Marisa Tomei