ALIBI

Hilfe zum Seitensprung

Ein ironischer Krimi im Liebesmilieu

Vier von zehn Männern und eine von zehn Frauen gehen fremd, behauptet Ray Elliot (Steve Coogan). Seine Firma kümmert sich darum, dass die außerehelichen Affären der Klienten unentdeckt bleiben. Von der anonymen Buchung eines Hotelzimmers über das Umleiten, Abhören und Beantworten von unliebsamen Telefonanrufen bis hin zur Konstruktion eines wasserdichten Alibis organisieren Elliot und seine Assistentin Lola (Rebecca Romijn) den vollständig abgesicherten Seitensprung. Als ein Klient seine Gespielin im sadomasochistischen Selbstversuch versehentlich mit dem Gürtel erwürgt, drohen dem Kontrollprofi die Dinge aus der Hand zu gleiten.
Was als romantische Komödie begann, wird bruchlos in eine postmoderne Gangsterstory überführt, in der Polizei, rachsüchtige Liebhaber und mordlustige Mormonen auf die Hauptfigur gehetzt werden.
Alibi lebt fast ausschließlich von seinem gut gebauten Plot, der die Figuren wie in einem Schachspiel bewegt, ohne sich mit deren Charakterisierung allzu intensiv zu beschäftigen. Das durchaus originelle Knallchargenballett umfasst neben Steve Coogan, der seinen extracoolen Helden mit britischer Noblesse unterspielt, verdiente Independent-Darsteller wie John Leguizamo, Selma Blair, James Brolin und der wunderbare Sam Elliott mit seiner unsynchronisierbaren, kellertiefen Bass-Stimme.
Alibi lässt sich mit seiner selbstironischen Haltung gegenüber der eigenen Plotkonstruktion durchaus mit Gangsterkomödien wie Guy Ritchies Snatch und Shane Blacks Kiss Kiss Bang Bang vergleichen, nur dass die ehemaligen Werbefilmer Matt Checkowski und Kurt Mattila dankenswerterweise auf eitle Selbstreferenzialität und spätpubertäre Gewaltexzesse verzichten.

Martin Schwickert

USA 2006 R: Kurt Mattila, Matt Checkowski B: Noah Hawley K: Enrique Chediak D: Steve Coogan, Rebecca Romijn, Sam Elliot