Am Sonntag bist du tot

Böser Sprengel

Schwarze Komödie über einen Priester und seine Gemeinde

Wenn man eine Komödie mit Brendan Gleeson besetzt, wird das keine leichte Angelegenheit. Als rassistischer, korrupter Polizist hat er zuletzt unter John Michael McDonaghs Regie in The Guard gezeigt, was souveräner Sarkasmus sein kann. Hier spielt er einen Priester, der gleich in der ersten Szene eine Morddrohung im Beichtstuhl erhält. Sein Schäfchen im Stuhl nebenan erzählt ihm, er sei als Kind von einem Priester fünf Jahre lang missbraucht worden. Der Mistkerl sei leider tot, weshalb er jetzt zum Ausgleich ihn, Pfarrer James Lavelle, am nächsten Sonntag ermorden würde. Und zwar genau deshalb, weil er, Lavelle, ein guter Priester sei.

"Mit sieben Jahren erfuhr ich zum ersten Mal, wie Samen schmeckt," sind die ersten Worte des Films, aber den provokativen Tenor geben Film und Drehbuch sofort wieder auf. Fortan sehen wir Pfarrer Lavelle seine wahrlich nicht unproblematische Gemeinde betreuen. Die untreue Ehefrau, der aggressive Schwarze, der prügelnde Ehemann, der zynische Baron des Ortes - durch dieses Panoptikum der Amoralitäten quasselt sich Vater Lavelle durch, und ihm und uns stellt sich immer mehr die Frage, ob es sich wirklich lohnt, für diesen Haufen sein Leben zu geben und ob man nicht einfach verschwinden sollte. Auch weil Lavelle eine Tochter hat (er war verheiratet, bevor er Priester wurde), die schon wieder einen Selbstmordversuch unternommen hat und ihren Vater eigentlich dringend braucht.

Die Szenen leben vom brummigen irischen Humor, sehr flotten und frechen Dialogen und einer Reihe guter Schauspieler. Was Lavelle wirklich umtreibt und wie er den Konflikt löst, bleibt letztlich unverständlich. Genauso wie der Tod von Lavelles Hund, den der Film nicht aufklärt und einfach als Schockmoment nutzt.

Erbärmlich ist allerdings der deutsche Titel, der offenkundig auf andere Genres anspielt. Dabei enthält der Film einige optische Anspielungen auf seinen wirklichen Titel, der - so ist irischer Humor halt - auf den Leidensweg des Religionsstifters anspielt, der auf dem Kalvarienberg hingerichtet wurde.

Thomas Friedrich

Calvary I/GB 2014 R & B: John Michael McDonagh K: Larry Smith D: Brendan Gleeson, Chris O'Dowd, Kelly Reilly. 105 Min.