ANGEL-A

Feuchte Träume

Ein Engel zum Drauflegen

Nach einer sechsjährigen Regie-Pause meldet sich Luc Besson nun mit einem Film zurück, der so gar nicht zum Stil des französischen Bombast-Regisseurs passen will. Statt der bonbonfarbenen Bilder aus Das fünfte Element versucht er nun, uns mit betörenden Schwarzweißbildern zu verführen. Immerhin: Mit den Schwarzweißbildern von Le Dernier Combat begann einst Bessons Karriere.
Hier geht es um einen weiblichen Engel. Der steht plötzlich neben dem kleingeratenen Loser André (Jamel Debbouze), als der sich von einer Brücke in die Seine stürzen möchte.
In ihrem winzigen schwarzen Kleidchen, den verlaufenem Lidschatten und ohne Flügel wirkt Angela viel zu schön und langbeinig für einen Freitod. Als sie in die Fluten springt, bleibt dem André natürlich nichts weiter übrig, als die Dame zu retten.
Diese möchte sich dafür gern revnachieren und biete André an seine Probleme zu lösen. Da es sich bei diesen Probleme vorwiegend um Schulden handelt, tut sie dies mit naheliegenden und recht körperlichen Mitteln. Nach einem Intermezzo mit Andrés Hauptschuldner im Nebenzimmer, führt sie André in eine Bar und legt dann die Männer gleich dutzendweise flach. André, der Loddel wider Willen, verliebt sich natürlich in seine Retterin, und auch die himmlische Angela hat plötzlich Gefühle für den herzensguten Verlierer.
Leider folgt der Liebesgeschichte eine Abfolge von quasiphilosophischen Unterhaltungen. Am Ende macht Besson seinen herumvögelnden, kettenrauchenden Sex-Engel zu einer tugendhaften Himmelskreatur.
Angel-A beginnt als Komödie, die durch ihre beiden Hauptdarsteller, die Fotografie von Thierry Arbogast und Originalität durchaus besticht. Die zweite Hälfte und das Ende sind eher enttäuschend konventionell. So plump, wie Besson hier Männerträume bedient, konnte er sich wohl nur ins moralische Biedermeier flüchten: Wenn die Hure zur Gattin wird, ist eben Schluss mit Party. Sogar für ganz wilde Kerle wie Besson, der schon lange mit diesem Frauenbild der blonden, angerissenen Hungergöre hausieren geht. Zuletzt war in der Besson-Produktion Transporter 2" das exakt gleiche Weibs-Bild zu besichtigen. Da wurde das Luder allerdings nicht keusch sondern gekillt.

thf/Karsten Kastelan

F 2005 R&B: Luc Besson. K: Thierry Arbogast. D: Jamel Debbouze, Rie Rasmussen, Gilbert Melki, Serge Riaboukine, Akim Chir, Eric Balliet, Loïc Pora