ARMY GO HOME

Weltmacht von unten

Die Langeweile auf einem Armeestützpunkt

In Zeiten, in denen sich Hollywood an patriotischen Militärspektakeln wie Wir waren Helden , Windtalkers und Black Hawk Down berauscht, wirkt ein Film wie Army Go Home wie eine rettende Oase in der Propagandawüste.
Gregor Jordans entspannte Militärsatire spielt in einer Ära, in der noch klare weltpolitische Verhältnisse herrschten. Ende der 80er türmten die Militärs diesseits und jenseits des "Eisernen Vorhangs" ihre Waffenpotentiale aufeinander - und langweilten sich auf ihren Stützpunkten zu Tode. "Krieg ist die Hölle", sagt der unfreiwillige Berufssoldat Ray Elwood, "aber Frieden ist höllisch langweilig". Der Richter stellte ihn vor die Wahl - Army oder Knast. Jetzt schiebt Elwood Dienst auf einer US-Armeebasis in der Nähe von Mannheim.
Sein strategisch gewichtiger Posten als Büroschreiber im Nachschubbatallion eröffnet vielfältige Möglichkeiten für Schwarzmarktgeschäfte. Der Chef der Militär-Polizei kontrolliert den Drogenhandel auf dem Stützpunkt. Ein Großteil der GIs befindet sich im Dauerdelirium. Da kann es schon einmal vorkommen, dass während eines Manövers ein Panzer auf Abwege gerät, die örtliche Tankstelle versehentlich plattgemacht und die Fachwerkhaus-Romantik auf dem altdeutschen Marktplatz empfindlich gestört wird. Der Versuch, einen herrenlosen Waffentransport an die lokale Mafia zu verschieben, wird für Elwood zur größten geschäftlichen Herausforderung. Als sich der uniformierte Taugenichts auch noch in die Tochter (Anna Paquin) seines neuen Vorgesetzten verliebt, wird das militärische Gleichgewicht auf der Armeebasis empfindlich gestört.
Geradezu wohltuend ist die Respektlosigkeit, mit der Army Go Home amerikanisches Weltmachttreiben gewissermaßen von ganz unten betrachtet. Völlig bedröhnt hängen die GIs vor dem Fernseher (wo gerade die Bilder vom Fall der Berliner Mauer übertragen werden) und diskutieren darüber, ob Berlin in Ost- oder in Westdeutschland liegt und in welchem Teil dieses kurios geteilten Landes sie sich überhaupt befinden.
Verloren und grenzenlos gelangweilt verrichten die Soldaten ihren Dienst nach Vorschrift - ganz anders als all die treuen Pflichterfüller, die man zuletzt in Black Hawk Down vorgeführt bekam. Mit vergnügt unmoralischem Blick schaut Jordan auf das anarchistische Treiben, das sich hinter der erstarrten Armeehierarchie versteckt. Dabei fängt er ganz nebenbei das Lebensgefühl der totalen Stagnation ein, von dem - nicht nur auf US-Militärstützpunkten - die politische Kultur der späten 80er Jahre beherrscht wurde.

Martin Schwickert

Buffalo Soldier D/GB/USA 2001 R&B: Gregor Jordan, nach einem Roman von Robert O'Connor K: Oliver Stapleton D: Joaquin Phoenix, Ed Harris, Anna Parquin