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Die vollkommen unüberraschende Komödie über Rollentausch und Rollenverteilung punktet nur durch ihre Stars Sophie Marceau und Dany Boon

In Zeitlupe steigt der oberste Brötchenverdiener aus seiner Luxuskarosse. Den ganzen Tag bis in den späten Abend hinein hat er sein Baumaschinen-Unternehmen mit fester Hand geführt. Den Autoschlüssel lässig schlenkernd kehrt er in den Schoß seiner Familie zurück.

Aber statt dem Göttergatten die Pantoffeln zu bringen, ist die Ehefrau vollkommen abgenervt. Der Tag war die Hölle. Als Mutter zweier Kinder, Schmuck-Designerin und Alleinverantwortliche für die Haushaltsführung ist Ariane (Sophie Marceau) gänzlich überlastet. Als Hugo (Dany Boon) ihr auch noch die Schuld für den ins Stocken geratenen Umbau des Hauses gibt, landet die Faust der überreizten Gattin mitten im Gesicht des verblüfften Ehemannes.

Mit dem tätlichen Angriff kommt ein Vorschlag auf den Tisch: Rollentausch für ein Jahr. Hugo kümmert sich fortan um Wäsche, Essen, Kinder und Schmuckverkauf, während Ariane den Business-Anzug überstreift und die Leitung der Baumaschinenfirma übernimmt.

Natürlich muss sich die Chefin unter den Krawatten-Machos in der Vorstandsetage erst einmal durchsetzen, und auch der Hausmann stellt sich beim Wäscheaufhängen und der Schmuckberatung ein bisschen deppert an. Aber dann finden beide Geschmack an ihrer neuen Existenz. Ariane startet eine erfolgreiche Werbekampagne und vernascht den Firmenschönling gleich mit. Hugo blüht als fürsorglicher Vater auf und entwickelt sich zum überzeugten Softie. Aber als Hugo in den Sommerferien mit den Kindern in Urlaub fährt, gerät Ariane, die in Paris weiter an der Firmenfront kämpft, in die Familiensehnsuchtskrise und versucht aus dem Unternehmen Rollentausch wieder auszusteigen.

Mit dieser Komödie bekommt der Begriff "Vorhersehbarkeit" eine ganz neu Dimension. Auf biederste Weise wird hier der Krieg der Geschlechter ausgefochten, werden Männer- und Frauenklischees pseudokokett hinterfragt, um sie am Ende noch deutlicher bestärken zu können. Selbst in den tiefsten Niederungen des bundesdeutschen Beziehungskomödien-Booms der achtziger Jahre wäre solch ein Film mit Mast und Segel untergegangen. Keine Plotwendung ist zu offensichtlich und kein Witz zu abgegriffen, um nicht Eingang in das Drehbuch von Pascale Pouzadoux zu finden, der hier einen Bestsellerroman von Alix Girod de L'Ain adaptiert hat.

Neben dem konservativen Grundtenor, der sich vor allem in der banalen Schlusswendung entlädt, irritiert auch die fantasielose TV-Ästhetik, mit der die Rollentauschkomödie umgesetzt wird.

Bleiben noch die beiden Stars Sophie Marceau und Dany Boon, die hier als Publikumsmagnet installiert wurden und auch die flachsten Pointen mit bewundernswerter Professionalität servieren. In Frankreich funktionierte die Strategie: Mit über zwei Millionen Zuschauern avancierte der schlichte Geschlechterkampf zum Jahreshit 2009 - die spinnen, die Gallier.

Martin Schwickert

De l'autre côté du lit F 2008 R&B: Pascale Pouzadoux K: Pierre Gill D: Sophie Marceau, Dany Boon