Auge um Auge

Killing Woody Harrelson

Ein recht überschaubarer Rachethriller

Die erste Szene gehört Woody Harrelson. Der sitzt besoffen im Autokino, neben sich eine Frau. Harrelson kotzt zur Tür heraus und nimmt dann einen Schluck Schnaps. "Willst du wirklich noch fahren?", fragt die Frau. Woraufhin Harrelson vollkommen ausrastet und den sich einmischen Kerl im Nachbarwagen gleich mit verprügelt. Das ist der Böse.

Dann sehen wir Christian Bale, der in einer Stahlfabrik arbeitet, seine Freundin liebt und manchmal die Schulden seines Bruders bezahlt. Aber so, dass der das nicht mitbekommt. Bale wird betrunken einen Unfall mit tödlichen Folgen verursachen und geht dafür in den Knast. Das ist der Gute.

Sein Bruder Casey Affleck ist eine etwas haltlose Persönlichkeit. Er verwettet Geld, das ihm nicht gehört, verdient sein Geld in illegalen Straßenfaustkämpfen und hält sich dabei nicht immer an Absprachen. Wenn er in Rage gerät, gewinnt er Kämpfe, die er keinesfalls gewinnen sollte, weil sein Manager was anderes vereinbart hatte. Das ist der Dumme.

Wer jetzt nicht weiß, was in einem konventionellen Thriller passiert, war noch nie im Kino. Die absehbare Geschichte kann nur mit dem Tod Woody Harrelsons enden, und weil Regisseur Scott Cooper (Crazy Heart) immer noch nichts von Psychologie und Figurenführung und sehr viel von großen Gesten grober Kerle hält, muss die Kamera die dünne Geschichte rausreissen. Das ergibt schöne Bilder aus einem ehemals industrialisierten Amerika, das aussieht, als seien die ukrainischen Atombomben hier entsorgt worden und jede Menge Kamerafahrten und Achsensprünge und Großaufnahmen nuschelnder Helden, die Sätze sagen, die wir uns vorher schon so gedacht hatten, dass sie sie jetzt sagen werden.

Das ergibt einen überraschungsfreien Gegenwartsfilm, der gern ein bisschen wie Winters Bone aussehen würde, dafür aber seinen Helden zu oft auf die Schnauze haut. Neben Harrelson, Bale und Affleck liefern noch Willem Dafoe, Sam Shepard und Forest Whitaker ziemlich makellose Leistungen ab. Weshalb man sich 116 Minuten lang recht gut unterhält. Aber dann will man das auch ganz schnell wieder vergessen, weil weder die Geschichte noch die Helden etwas haben, woran man sich festhalten könnte.

Thomas Friedrich

Out of the Furnace USA 2013 R: Scott Cooper B: Brad Ingelsby, Scott Cooper K: Masanobu Takayanagi D: Christian Bale, Woody Harrelson, Casey Affleck, Forest Whitaker, Willem Dafoe. 116 Min.