AU REVOIR TAIPEH

Paris, Taiwan

Eine lange Nacht der Abenteuer

Kai ist jung und unglücklich. Wortlos lies ihn seine Freundin eines Nachts am Taxi mitten in Taipeh stehen, um nach Paris zu fahren. Seitdem jobbt er in der Nudelküche seiner Eltern, schnorrt sich in einer Buchhandlung durch einen Französisch-Kurs und will immer nur weg, nach Paris, der Liebe hinterher. Derweil verguckt sich Susie, Regalaufräumerin in der Nachtbuchhandlung, in den traurigen Kai, und man kann jetzt schon sicher sein, dass es gegen Ende des Films eine Szene mit einem Taxi, Kai und Susie geben wird.

Immerhin hat Regisseur Arvin Chen für sein Spielfilm-Debüt auf der Berlinale den Preis für den besten asiatischen Film gewonnen. Und er hatte Wim Wenders als Produzenten an Bord, der den in Kalifornien aufgewachsenen Exil-Taiwanesen dabei unterstützte, global verständlichen modernen Heimatkitsch mit formalen Renommierstellen zu machen.

Um Kai herum trudelt das Leben durch die bunte Nacht. Ein Polizist mit Liebeskummer, ein lächerlicher Kleinganove und seine Stutzer-Bande in orangenen Anzügen, ein gütiger Mafia-Boss mit Rentenabsichten - alle begegnen Kai und alle verknäulen sich allmählich zu einer grotesken Geschichte.

Kai zum Beispiel wird sein Paris-Ticket vom Boss bezahlt kriegen, wenn er ein geheimes Päckchen quer durch die Stadt transportiert. Der Stutzer-Schurke möchte Eindruck beim Boss schinden und endlich mal einen richtigen Coup landen. Blöd nur, dass er dafür das geheime Päckchen klaut. Der Polizist wird Kai eher versehentlich aus einer Bredouille retten, und Susie hängt sich einfach so lange an Kai, bis der merkt, dass sein wahres Paris Taipeh ist.

Der Film ist ein seltsames Konglomerat aus europäischem Kunstzugriff (vom Soundtrack bis zu den Zitaten aus der Nouvelle Vague) und asiatischer Alberei, aus magisch leuchtenden Nachtstücken und unverständlichen Puzzle-Teilen. Er ist stellenweise zum Heulen schön und hat spätestens in der Mitte jedes fühlende Herz für sich gewonnen, wenn Kai und Susie sich vor ihren Verfolgern in einer Menschenmenge verstecken, die nachts im Stadtpark tanzt.

Wing

Yi Yè Tài Bei. Taiwan/USA/D 2010 R + B: Arvin Chen K: Michael Fimognari D: Jack Yao, Amber Kuo, Joseph Chang