MIT SCHIRM, CHARME UND MELONE


Lack & Leder

Uma Thurman reißt's auch nicht raus

Wenn ich nur daran glauben könnte, daß ein Schauspieler ganz alleine einen mißratenen Film retten kann. Er oder Sie würden Kraft ihrer Ausstrahlung und ihres Spiels über alle Ungereimtheiten eines schlechten Drehbuchs oder Regisseurs hinwegfegen. Um einem dann trotzdem zwei angenehme Stunden im Kino zu verschaffen. Wenn das nur wahr wäre! Dann würde es reichen, sich Uma Thurman anzuschauen, und alles wäre gut...
Leider Nein. Nichts ist gut, gar nichts. Auch nicht Uma Thurman. Und der neue Film, in dem sie eine Hauptrolle spielt, schon gar nicht. Nicht daß sie was dafür könnte, daß der Film so miserabel geraten ist. Aber für gute Schauspieler ist Unterforderung das reine Gift. Auch wenn Frau Thurman in so mancher Szene ziemlich anbetungswürdig in der 1A durchgestylten Kulisse rumsteht. Aber weil wir diese Frau gerade wegen ihrer Schauspielkunst sehr schätzen, ist das doch erbärmlich wenig.
Worüber reden wir hier eigentlich? Nun, von einem tiefen Griff in die Retrokiste. Von den Sixties. Swinging London. Der TV Show The Avengers, auf deutsch: Mit Schirm, Charme und Melone. Der Emma Peel-Kult. Wenn man sich heutzutage die Wiederholungen der Classic Serie anschaut, geht einem auf, wie abgedreht einzelne Folgen auf einige der damaligen Zuschauer gewirkt haben müssen. Die Leute, denen Lassie und seine Delphin- und Pferde-Kumpels schon zum Halse raushingen, haben natürlich vor Freude in die Hände geklatscht. Endlich war mal was los in der Glotze. Die Teenager flippten aus, als Emma Peel in ihrem hautengen Lederanzug mit gezielten Karateschlägen die Männer reihenweise Platt machte. Zack und Zack!
Der abgedrehte Charme der frühen Tage ist ganz und gar auf der Strecke geblieben. Der kolossale Trashfaktor der "Avengers" wurde aufs Fahrlässigste verspielt. Stattdessen ist man ausschließlich in Ausstattungsdetails vernarrt und hat jedes Fitzelchen Kreativität in die zugegeben edel aussehende Ausstattung gesteckt. Es stimmt alles, sogar der Jaguar E-Type (oder war's früher nicht doch ein Lotus Elan?) Aber wo soll ein Stück Popkultur der sechziger Jahre im hier und jetzt nur seinen Platz finden? In der Schublade neben der siebziger Retro? Und überhaupt, feiern denn nicht die Achtziger gerade ein mords Revival? Steht uns jetzt die Rückkehr des Paisleymusters bevor? Müssen Frauen, die hip sein wollen, zunkünftig im Cat Suit aus Leder rumlaufen? Fragen über Fragen. Die dieser Film natürlich nicht beantworten kann. Wie sollte er denn auch, es ist ja schon schwer genug, ihn einen Film zu nennen.
Der Film strahlt eine unangenehme Sterilität aus, seine Bilder sind kalt und leblos. Die Schauspieler (das sind hauptsächlich Uma Thurman, Ralph Fiennes als John Steed und Sean Connery als der böse Wetterbaron) wirken äußerst blutleer und führen zudem noch durch einen völlig uninspirierten Plot, von dem der Zuschauer sich nach einer halben Stunde mit Grausen verabschiedet.
Ich weiß nicht, aber Popkornkino, das nicht unterhalten kann, hat seinen Zweck verfehlt. Das ist dann gleichzeitig auch das Schlimmste was man über Mit Schirm, Charme und Melone sagen kann. Es ist ein totenlangweiliger Film geworden. Trotz Uma Thurman. Ich habe im übrigen noch nie geglaubt, daß ein einzelner Schauspieler einen schlechten Film retten kann. Wirklich nicht.

Mirko Puzic