DER BABYNATOR

Windelwechsler
Vin Diesel kommt uns komisch

Nicht nur Filmstoffe werden in Hollywood gesequelt, sondern auch Schauspielerkarrieren. Nachdem sich Arnold Schwarzenegger als Gouverneur endgültig in die Politik verabschiedet hat, ist der Kampf um die Erbfolge in vollem Gang. In Welcome to the Jungle hat Arnold zwar durch einen Cameo-Auftritt das Zepter fast schon offiziell an den Muskelmann-Kollegen "The Rock" weitergegeben, aber so leicht lässt sich dessen Konkurrent Vin Diesel nicht abschütteln.
Diesel, der mit dem xXx-Franchise vergeblich als proteinlastiger Actionheld Fuß zu fassen versuchte, nimmt nun den anderen Karrierefaden seines Vorbildes auf. In Der Kindergarten-Cop und Junior hatte Schwarzenegger sein Image als hypermaskuline Ikone eigenhändig dekonstruiert, indem er sich zu Komödienzwecken als Kindermädchen verdingte und sogar eine Schwangerschaft auf sich nahm.
Soweit geht Diesel nicht, wenn er in Adam Shankmans Babynator vom Navy-Seal zum Babysitter mutiert. Das Drehbuch will es, dass der knallharte Elite-Soldat Shane Wolfe die fünf Kinder eines unsanft verstorbenen Wissenschaftlers betreut, während die Mutter mit einem Regierungsbeamten Woche um Woche damit verbringt, in einem Schweizer Bankinstitut das Passwort zu den geheimen Unterlagen des Gatten zu erraten. Es geht um ein Computer-Verschlüsselungsprogramm, auf das serbische Terroristen und nordkoreanische Spione ein Auge geworfen haben.
Nun ja. Shane verkabelt erst einmal das ganze Haus und nummeriert die Kinder durch, sieht sich jedoch bald mit knallharten pädagogischen Problemen konfrontiert. Pubertäres Aufbegehren, kleinkindliche Schreiattacken und vollgekackte Windeln machen dem Babynator zu schaffen. Hier sind Einfühlungsvermögen statt psychologische Kriegsführung, Milupa statt Semtex und Nuckel statt Knarre gefragt.
Der Ober-Macho als Kindermädchen - Shankman (Haus über Kopf) beschränkt sich darauf, den einen Witz immer wieder und wieder zu variieren, und inszeniert seine Familien-Action-Komödie im Autopilot-Verfahren. Aber Vin Diesel ist eben nicht Schwarzenegger. Ihm fehlt die notwendige Selbstironie, mit der sich das österreichische Urgestein ohne Image-Verlust zum Affen machen konnte. Arnold wusste, dass er kein guter Schauspieler ist und entwickelte daraus einen Leinwand-Stoizismus, aus dem sich großes komödiantisches Kapital schlagen ließ. Vin Diesel hingegen träumt immer noch davon, ein richtiger Schauspieler zu werden. Ständig wird er in Babynator von peinlichen Eitelkeitsattacken übermannt und versucht sich sogar noch beim Windelwechseln vorteilhaft ins Bild zu setzen. Ein eindimensionales Komödienkonzept wie dieses erfordert die vollkommene Selbstaufgabe seines Helden, aber dazu fehlt es Vin Diesel entschieden an Souveränität.

Martin Schwickert
The Pacifier R: Adam Shankman B: Thomas Lennon, Robert Ben Garant K: Peter James D: Vin Diesel, Lauren Graham, Carol Kane, Brad Garrett