BADLAND

Schuld und Sühne

Ein Golfkriegsveteran dreht durch.

In den ersten Golfkrieg ist Jerry als junger Idealist gezogen. Dann kamen die Einberufungen nach Afghanistan und in den Irak. Seitdem bekommt der dreifache Familienvater kein Bein mehr auf den Boden. So sehr er sich auch nach dem Traum einer intakten Familie sehnt, so wenig sieht er sich in der Lage, den eigenen und den Ansprüchen seiner Frau gerecht zu werden.

In einem Wohnwagen neben dem Schrottplatz haust das Paar mit seinen Kindern. Jerrys Job als Tankwart wirft wenig ab, und die hochschwangere Frau präsentiert jeden Tag neue Rechnungen, die bezahlt werden müssen. Fast täglich macht Nora ihrem Mann mit ungeheurer verbaler Gewalt Vorhaltungen. Der reagiert mit Nasenbluten, verbarrikadiert sich im Schlafzimmer und schluchzt stumm in sich hinein.

Immer wieder holen ihn die traumatischen Kriegsbilder und die eigenen Schuldvorwürfe ein. Als er feststellt, dass Nora sein sauer verdientes Geld beiseite schafft, um ihn verlassen zu können, dreht Jerry durch. Mit kurzen, schnellen Schüssen streckt er Ehefrau und Sohn nieder.

Aber dann bringt er es nicht übers Herz, seine Tochter und sich selbst umzubringen. Er flüchtet mit Celina, die trotz der verstörenden Erlebnisse zu ihrem Vater hält und hofft, durch regelmäßige Gebete Mutter und Bruder wieder zum Leben erwecken zu können. Badland zeigt deutlich, dass ein ehrenwertes Anliegen nicht ausreicht, um im Kino zu bestehen. Francesco Lucente findet keine überzeugende Form, mit der er die Folgen der Kriegserfahrungen auf die US-Gesellschaft veranschaulicht. Schon die Grundkonstellation, bei der das Vertrauensverhältnis zwischen Vater und Tochter nach dem Massaker nahezu unversehrt bleibt, ist unglaubwürdig. Nach dem gewalttätigen Auftakt wird der Versuch, wieder in der Gesellschaft Fuß zu fassen, ohne gewinnbringende Alltagsbeobachtungen in Szene gesetzt.

Dass eine solche Tat im Kino trotz allem Verständnis für den Täter nicht ungesühnt bleibt, ist keine Überraschung. Die Wucht, mit der Badland seinen Helden in die finale Verdammnis schickt, wirkt jedoch hoffnungslos überdosiert. So führt das einfühlsame Porträt einer kriegstraumatisierten Seele in ein bizarres, geschmackloses Sühnespektakel.

Martin Schwickert

USA 2008 R&B: Francesco Lucente K: Carlo Varini D: Jamie Draven, Grace Fulton, Vinessa Shaw, Chandra West Start: 8.5.