BANG BOOM BANG


In den Ford fallen

Eine deutsche Prolo-Komödie

Peter Thorwarth ist für sein Spielfilmdebüt mit dem wenig geistreichen Titel Bang Boom Bang in seine Heimatstadt Unna zurückgekehrt. Hier am Rande des Ruhrgebiets ist die kleinstädtische Welt überschaubar. Jeder trifft jeden mindestens einmal am Tag, und wer in Unna einen Krimi drehen will, macht daraus zwangsläufig eine Komödie.
Keek (Oliver Korittke) ist ein Gelegenheitsgauner, der nur selten die Stadtgrenze überschreitet. Der letzte Banküberfall hat ihm eine fette Beute und seinem Kumpel Kalle (Ralf Richter) eine mehrjährige Haftstrafe eingebracht. Als Vermögensverwalter hat sich Keek gut eingerichtet. Tag und Nacht hängt er vor dem Fernseher ab und raucht einen Joint nach dem anderen. Gelegentlich fällt er aus der Haustür direkt in seinen geliebten Ford Taunus, rollt im ersten Gang zweihundert Meter vor, um in der örtlichen Videothek für audiovisuellen Nachschub zu sorgen. Ungemütlich wird es erst, als Kalle aus dem Knast ausbricht, denn der will ganz unmißverständlich seinen Anteil, den Keek schon längst in Pferderennen und Marihuana investiert hat. 24 Stunden bleiben ihm, um durch einen neuen Coup die Schulden zu begleichen.
Objekt der Begierde ist der Tresor des zwielichtigen Spediteurs Kampmann (Dieter Krebs), der jedoch selbst gerade einen Einbruch inszeniert, um bei der Versicherung abzukassieren ...
Um diesen etwas rachitischen Krimiplot gruppiert Peter Thorwarth sein illustres Provinzfigurenkabinett: Knastbrüder mit VoKuHiLa-Frisur, Pornofilmer mit Kotelettenbärten, raufsüchtige Amateurfußballer, depperte Lagerarbeiter und dänische Autoschieber. Wenn deutschen Komödienregisseuren die eigene Geschichte zu langweilig wird, werden gerne ein paar schräge Vögel als Nebenfiguren aus dem Hut gezaubert - Thorwarth bevölkert seinen ganzen Film mit diesen Typen, die mit markigen Sprüchen und derbem Humor von einer Pointe zur nächsten torkeln. Von Titten, Ärschen und Heckspoilern ist hier überdurchschnittlich oft die Rede. Das ist am Anfang noch witzig und sicherlich unterhaltsamer als die Beziehungsprobleme von Münchner Vermögensanlageberatern es sind. Aber spätestens, wenn alle Komödienteilnehmer vorgestellt wurden und sich in ihrer Originalität eingerichtet haben, tritt das Ruhrpott-Lustspiel auf der Stelle. Nichts ermüdet schneller als Grobhumor und Dauerblödelei. Nach einer halben Stunde hat man genug gelacht. Dann fällt schnell auf, wie müde sich die Geschichte von der Eisdiele zur Videothek, von der Videothek zum Fußballplatz, vom Fußballplatz in die Eckkneipe und wieder zurück schleppt.

Martin Schwickert