Bang Bang Club

Die Welt in Bildern

Die wahre Geschichte von vier Kriegsfotografen in Afrika

Das Foto ging um die Welt. Es zeigt ein ausgehungertes Mädchen im Sudan, das auf dem Weg zur Essensausgabe vollkommen geschwächt zusammengebrochen ist. Hinter ihm sitzt ein Geier und wartet. Das Bild wurde 1993 von dem südafrikanischen Fotografen Kevin Carter aufgenommen, der dafür mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Aber das Bild warf auch Fragen auf: Was geschah, nachdem der Fotograf auf den Auslöser gedrückt hat? Was ist aus dem Mädchen geworden? Hat der Fotograf ins Geschehen eingegriffen und das Kind gerettet? Oder hat er weiter durch den Sucher geschaut in der Hoffnung auf ein besseres und möglicherweise auch grausameres Bild?

Vielleicht sind es diese Fragen, an denen der Fotojournalist Kevin Carter damals zerbrochen ist. Carter war einer von vier südafrikanischen Fotojournalisten, die sich im "Bang Bang Club" zusammengetan hatten und den Bürgerkrieg dokumentierten, als das Apartheids-Regime in den letzten Zügen lag.

Im Zentrum der Erzählung steht Greg Marinovich (Ryan Phillippe), der neu zur Clique stößt. Als gäbe es kein Morgen, gehen Kevin Carter (Taylor Kitsch), Ken Oosterbroek (Frank Rautenbach) und Joćo Silva (Neels van Jaarsveld) mit ihren Kameras zwischen die Fronten, wo sich Anhänger des ANC blutige Auseinandersetzungen mit der Polizei und der vom Regime unterstützten Zulu-Organisation "Inkatha" liefern.

Eigentlich haben sich die Freiberufler nur aus Sicherheitsgründen zusammengetan, aber aus der Zweckgemeinschaft hat sich in Situationen höchster Gefahr schnell ein fester Männerbund zusammengeschweißt. Dort, wo alle anderen weglaufen, rennen die Vier hin - zu den Leichenfeldern eines nächtlichen Massakers und in die Townships, wo nach den ersten freien Wahlen schlecht ausgebildete Schutztruppen in schwere Feuergefechte mit Aufständischen geraten.

Der politische Hintergrund der gewalttätigen Exzesse und der sich radikal verändernden südafrikanischen Gesellschaft werden in The Bang Bang Club nur in Seitenblicken erfasst. Im Fokus stehen die Fotografen, die im journalistischen Einsatz den Adrenalin-Rausch suchen und in Bars und Diskotheken wie Helden gefeiert werden. Aber die tägliche Konfrontation mit den grausamen Gewalttätigkeiten hinterlässt auch bei den abgebrühten Fotografen ihre Spuren, als einer der Freunde in einer Schießerei getötet wird, beginnen sie den täglichen Wahnsinn ihrer Arbeit zu hinterfragen. The Bang Bang Club verbindet spannungsgeladene Action, zeitgeschichtliche Momentaufnahme und Nachdenken über die moralischen Widersprüche der Kriegsfotografie. Explizite Statements gegen das Apartheidsregime werden nicht formuliert, was in sich schlüssig ist, weil Fotografen ihre Bilder für sich sprechen lassen.

Als Kevin Carter auf einer Podiumsdiskussion nach dem Schicksal des sudanesischen Mädchens gefragt wird, antwortet er ausweichend. Seine Aufgabe als Fotograf sei es das Geschehen nur zu dokumentieren, sagt er; er nahm sich ein Jahr später das Leben.

Martin Schwickert

USA 2010 R & B: Steven Silver K: Miroslaw Baszak D: Malin Akerman, Ryan Phillippe, Taylor Kitsch