BEAN


Aufgeblasen

Eine TV-Figur als Filmheld - das reißt Löcher in die Komik

Diese Engländer. Eigentlich sind sie ja zu beneiden. Zumindest was die humoristische Seite des Lebens anbelangt. Engländer verfügen nämlich über die wundervolle Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können. Jene Eigenschaft, die den Deutschen scheinbar so sehr abgeht.
Schwarzhumorig und manchmal jenseits jeglicher Grenzen des guten Geschmacks haben die Briten bewiesen, daß man beim Lachen immer bei sich selbst anfangen sollte. Das war schon bei Peter Sellers so und fand seinen Höhepunkt bei den heißgeliebten Monty Phythons.
Seit Anfang der Neunziger macht nun Rowan Atkinson, besser bekannt als "Mr. Bean", auch ausserhalb Britanniens die Zwerchfelle unsicher. Auf der Insel ist Atkinson den Leuten schon seit 1980 ans Herz gewachsen. Angefangen hat alles mit "Not The Nine O`Clock News". Eine kultisch verehrte Show, die nichts anderes tat, als Nachrichtensendungen zu verarschen, was übrigens hierzulande in Form eines holländischen Jahrmarkt-Entertainers Jahre später seine Entsprechung fand.
Richtig in die Welt hat es Atkinson aber erst mit "Mr. Bean" getrieben. Mr. Bean ist nettes Chaos, gepaart mit kindlicher Lust an der kleinen Katastrophe.
Das hat im 30 minütigen TV Format durchaus seine Momente, aber immer auch seine Durchhänger. Und jetzt ein abendfüllender Film, in dessen Mittelpunkt eine selten redende Figur steht (Mr. Bean war bisher gänzlich stumm), die am laufenden Band kleine mittelmäßige Katatrophen produziert.
Regisseur Mel Smith scheint sich nicht im geringsten darum gekümmert zu haben, worauf es im Universum des Mr. Bean überhaupt ankommt. Es geht eben nicht darum zu zeigen, wie etwas kaputtgeht. Entscheidend ist der Weg dorthin. Etwa wenn Bean versucht, eine kleine M&M's Tüte aufzublasen um damit einen schlafenden Passagier zu erschrecken. Das kann natürlich in hundert Jahren nicht funktionieren, unsereiner weiß das und würde es erst gar nicht versuchen. Bis Bean auch auf diesen Trichter kommt, können wir uns amüsieren. Wenn er dann aber zu einer Speitüte greift, nicht wissend, daß diese schon unappetitlich gefüllt ist, weiß der Zuschauer natürlich längst, was passieren wird; Smith muß uns aber trotzdem zeigen, wie die Kotze durch die Luft fliegt (im übrigen ist das, was man mit Gummikotze anrichten kann für immer und ewig in Monthy Phytons Meaning Of Live manifestiert).
Auch Rowan Atkinson himself ist nicht gerade ein Quell humoristischer Ideen. Und wenn er mit seinem Gesicht ziemlich dämliche Sachen anstellen kann, trägt das nie und nimmer einen ganzen Film. Und auf einmal fragt man sich schon, was alle an Mr. Bean finden.
Atkinson hat sich und seinem Alter-Ego mit diesem Film jedenfalls keinen großen Gefallen getan. Alle diese wunderbaren Tugenden des britischen Humors scheinen hier plötzlich zu fehlen. So bleibt nicht viel mehr als eine Slapstick-Nummernrevue, zusammengehalten von einem Rowan Atkinson, der weit unter seinen Möglichkeiten bleibt. We are not amused.

Mirko Puzic