BLACK DAHLIA

Smoke

James Ellroy-Romane zu verfilmen ist gar nicht so leicht

Neun Jahre nach Curtis Hansons oscarprämierten L.A. Confidental hat sich nun Brian De Palma an die Verfilmung eines James Ellroy-Romanes gemacht. Auch Black Dahlia ist in den 50er-Jahren angesiedelt und fühlt sich dem Film Noir verpflichtet. Die Hauptrolle spielt, wie in beinahe jedem Ellroy-Roman, die aufstrebende Metropole Los Angeles, wo Glamour und Gosse nur einen Steinwurf voneinander entfernt sind.
Nach dem Krieg bekommen die beiden stadtbekannten Boxer Lee Blanchard (Aaron Eckhart) and Bucky Bleichert (Josh Hartnett) gut bezahlte Jobs als Sonderermittler für Schwerverbrechen beim L.A.P.D.. Während die beiden gerade einen Verdächtigen observieren, dessen Verfolgung in eine wilde Schießerei ausartet, findet eine Passantin auf der Rückseite des Gebäudes eine grausam verstümmelte Frauenleiche.
Es ist eine dieser grandiosen De-Palma-Einstellungen, die über nahezu zehn Minuten ohne Schnitt die beiden Tatorte mit einer Kranfahrt über den Häuserblock hinweg miteinander verbindet. Während Blanchrad sich obsessiv der Ermittlung des Falles widmet, der in der Boulevard-Presse als "Tod der Schwarzen Dahlie" stilisiert wird, begibt sich Bucky zögernd, zaudernd und von Loyalitätskonflikten geplagt in eine Affäre mit der Frau seines Partners.
Mit fast schon ironischer Opulenz spielt Scarlett Johansson diese typische Film-Noir-Blondine, die mit ihren immer roten Lippen stets verführerisch an der Zigarettenspitze zu saugen versteht. Schade nur, dass De Palma die Figur nur als männerfantastische Projektionsfläche benutzt und Johansson als laszives Hausweibchen deutlich unterfordert bleibt. Ihr gegenüber steht Hilary Swank als brünetter Vamp, Tochter eines Bau-Moguls, der in Hollywood mit unsauberen Geschäften sein Vermögen gemacht hat. Sie gerät in den Kreis der Verdächtigen und Bucky schon bald ins erotische Magnetfeld der bisexuellen Femme Fatale, was Ermittlungsfähigkeit des kriselnden Kriminalbeamten deutlich beeinträchtigt. Auch seine Stimme, die immer wieder aus dem Off das Geschehen retrospektiv kommentiert, kann die mehrsträngige Handlung, die falschen Verdächtigungen, den verschlungenen Weg der Wahrheitsfindung nicht wirklich in geordnete Bahnen lenken.
Black Dahlia war der erste Roman aus dem sogenannten L.A.-Quartett James Ellroys, der hier den zum Mythos gewordenen Mord an einer 22jährigen Kleindarstellerin im Jahre 1947 als Ausgangspunkt genommen hat, um eigene traumatische Erfahrungen zu bewältigen. Ellroy war gerade einmal zehn Jahre alt, als seine Mutter auf ähnlich Weise ermordet aufgefunden wurde. De Palma gelingt es allerdings nicht, die Eindringlichkeit des Romans angemessen in Szene zu setzen, denn er verlässt sich mehr auf die stilistische als auf erzählerische Mittel: Wunderschön wie die Nikotinschwaden der kettenrauchenden Protagonisten durch den Raum kriechen, wie die Hutkrempen die Augen kunstvoll verschatten und der deutlich überforderte Josh Hartnett seine Stirn in Bogartscher Manier zu kräuseln versucht. Aber zwischen den kunstvollen Einstellungen von Kameramann Vilmos Zsigmond und den opulenten Kulissen von Dante Ferretti verliert sich die Geschichte im Nebel des aufdringlichen Stilbewusstseins.

Martin Schwickert

USA 2006 R: Brian De Palma B: Josh Friedman K: Vilmos Zsigmond D: Josh Hartnett, Scarlett Johansson, Aaron Eckhart, Hilary Swank