THE BLIND SIDE

Prima Sportler

Sandra Bullock als harte Südstaaten-Dame - dafür gab's jetzt den »Oscar«

Schon wieder eine wahre Geschichte: Der verwahrloste Schüler Michael Oher findet eine freundliche Familie, die ihn aufnimmt und fördert, und weil er ein so guter Sportler ist, wird er später ein Footballstar.

Das ist erfrischend banal, allerdings ist der Schüler ein Schwarzer und die fördernde Familie gehört zum Südstaaten-Geldadel, ist also - logisch - weiß. So wird aus einer erfreulichen guten Tat etwas anderes, etwas, bei dem vor allem Amerikaner genauer hingucken, wer da vielleicht wen ausbeutet.

Im Falle der Tuohys und ihres Adoptivsohnes hat die Aufsichtsbehörde seinerzeit ermittelt, ob der Schwarze vielleicht nicht deshalb adoptiert wurde, damit man später mit ihm viel Geld als Footballstar verdienen kann.

Der Film The Blind Side (er beizieht sich auf eine taktische Besonderheit im Football) weist diese Anschuldigungen natürlich zurück. Das sauber inszenierte Melodram mit durchaus anrührenden Momenten lebt vor allem von Sandra Bullock als Leigh Anne Tuohy, einer toughen Lady (dort sagt man zu so etwas "Stahlmagnolie"), die unbeirrt ihrem Herzen folgt und dabei so cool auftreten kann wie Clint Eastwood; wenn sie in ein Schwarzen-Getto marschiert, um ihren Adoptivsohn zu suchen, tritt sie mindestens so furchtlos auf wie Dirty Harry. The Blind Side folgt seiner Geschichte zurückhaltend, gradlinig, skeptisch. Gerade weil der Film so tut, als gebe es kein Rassismus-Problem, stößt er uns ständig mit der Nase darauf.

Ähnlich wie Clint Eastwoods Invictus ist dies ein Obama-Film: Wir müssen uns wieder um unsere Armen kümmern! sagt der Film, auch und vielleicht vor allem, wenn sie Schwarze sind.

Immerhin kann man aus ihnen später mal prima Sportler machen.

Thomas Friedrich

The Blind Side USA 2009 R & B: John Lee Hancock K: Alar Kivilo D: Sandra Bullock, Tim McGraw, Quinton Aaron, Jae Head