GESETZ DER STRASSE

Copland

Eine ziemlich trostlose Stadtteilführung durch Brooklyn

Gleich in den ersten Sekunden erschießt Ethan Hawke Vincent D'Onofrio, den guten Cop aus der TV-Serie Criminal Intent und gibt damit den düsteren Ton vor. Hier ist zwar Ethan Hawke der Cop, aber gut ist er nicht. In der nächsten Szene ist Richard Gere auch ein Cop. Er war wohl mal gut, aber heute steckt er sich gleich nach dem Aufstehen erstmal einen Whiskey und dann eine Pistole in den Mund. Zwar ohne Kugeln, aber das macht es nur noch trauriger. Drittes Bild: Don Cheadle, ein Undercover-Cop, ist auf verdrehte Weise noch richtig gut und stößt auf die Grenze zwischen Polizei und Welt. Mit einem Kofferraum voller Heroin für einen Lock-Deal kommt er in einen Stau: Ein Streifenpolizist hat einen jungen Schwarzen erschossen.

Bis zum Ende des Films begegnet sich das dreckige Dreieck nur beiläufig. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Sal (Hawke) hadert mit seinem Beichtvater ("Ich brauche keine Vergebung, ich brauche Hilfe"). Eddie (Gere) will nur ein paar Tage bis zur Rente rumbringen und muss einen Frischling anlernen, der ihn wegen der Raushaltehaltung verachtet. Tango (Cheadle) will aus dem verdeckten Einsatz raus, der ihn gerade seine Ehe gekostet hat. Er würde alles für einen Schreibtischjob geben, aber muss er wirklich einen kriminellen Freund von der Straße (Wesley Snipes) ans Messer liefern?

So wuchtig das Drama kaputter Cops in Fuquas Dreifaltigkeit auch auftritt, so clever die Episoden auch immer wieder aufeinander zu und dann knapp aneinander vorbei laufen, so leer geht es dann in den einzelnen Szenen zu. Die gute Hure, der fiese Chef, das unzuverlässige Kollegenpack, geplatzte Deals und unvorhersehbare Gewaltausbrüche. Jeder hat Konflikte, deren Bewältigung man eigentlich schon auf der Polizeischule hätte üben müssen. Und alle sträuben sich mit langen, ausgebrannten Blicken, die Höllenfahrt zügig hinter sich zu bringen.

Es gibt keine Hoffnung auf Rettung, die dramatisch enttäuscht werden könnte. Es gibt eigentlich auch keine Charakterentwicklung, sondern nur bremsende Fragen, etwa warum ein Polizist, der schon länger Drogengelder beim Einsatz klaut, später Gewissensbisse kriegt. Oder warum gerade seine Geschichte so lange liegen bleibt, bis Tangos Drittel sein Zwischen-Tief kriegt. Das "griechische Drama", wie Fuqua seinen zweiten Cop-Thriller (nach "Training Day") selbst nennt, kommt erst wieder auf Fallgeschwindigkeit, wenn alle drei Bad Lieutenants aus unterschiedlichen Gründen im selben Haus eintreffen. Da geht dann die Ironie des Originaltitels, ein Selbstlob der Brooklyn-Polizei, mit viel Blut und Blei in Fetzen. Und Richard Gere rettet sein Image, leider. Überlebende passen eigentlich nicht in diesen Film.

Wing

Brooklyn's Finest. USA 2009. R: Antoine Fuqua B: Michael C. Martin K: Patrick Murguia D: Ethan Hawke, Richard Gere, Don Cheadle, Wesley Snipes, Ellen Barkin, Vincent D'Onofrio