DER GEBUCHTE MANN


Romantisch gucken

Noch 30 und unbemannt - da muß Jennifer Aniston aber was tun!

Jedes Jahr im Frühjahr, wenn die Balzzeit bei Tier und Mensch ihren Höhepunkt erreicht hat, lassen die Leute von der 20th Fox termingerecht eine romantische Komödie vom Band laufen. Im letzten Jahr galt es in Tage wie dieser Michelle Pfeiffer mit George Clooney zu paaren, und in diesem Geschäftsjahr spielt nun Jennifer Aniston (She's the One) die Schwervermittelbare auf dem Liebesmarkt. Daß ausgerechnet die bestaussehendsten Damen Hollywoods in der filmischen Realität so mutterseelenallein durch die Welt schreiten müssen, gehört zu den unglaubwürdigen Standards des Genres.
Noch keine 30, und schon stagniert Kates Karriere. Die hochkompetente Werbeassistentin wird beim Beförderungskarussell in der New Yorker Werbeagentur immer wieder gezielt übersehen. Ihr Chef traut ungebundenen Singles nicht über den Weg, weil diese - so die ungewöhnliche Firmenphilosophie - nicht in der Lage sind, Verpflichtungen einzugehen und bei der nächst besten Gelegenheit mit der Kundenkartei zur Konkurrenz wechseln. Ein passabler Ehemann für unsere Kate ist jedoch nicht in Sicht. Nach einigen desaströsen Affären ist ihr Liebesleben gänzlich zum Erliegen gekommen.
Kates gesteigertes Interesse für den chronisch polygamen Kollegen Sam (schön schmierig: Kevin Bacon) verspricht ebenfalls nicht die ersehnte emotionale Stabilität, denn auch Sam steht vornehmlich auf verheiratete Frauen. Nichts liegt also näher, als einen Geliebten zu erfinden.
Nick (Jay Mohr), der mit Kate zufälligerweise einmal auf dem gleichen Polaroid-Foto abgelichtet wurde, wird zum Verlobtenphantom aufgebaut. Mit neuer Lebenslegende gerät Kate schnell auf die Siegerseite: neues Büro, neue Aufträge und auch Sams Jagdinstinkte werden geweckt.
Aber schon bald lädt der Chef seine Mitarbeiterin samt Verlobten zum Dinner ein, und so muß Kate den ihr weitgehend unbekannten Nick für ein abendliches Rollenspiel anheuern. Der gutwillige Nick läßt sich auf das Szenario ein und lernt die biographischen Daten seiner Pseudoverlobten auswendig.
Niemand wird bei dieser Geschichte Überraschungen erwarten. Wie in allen romantischen Komödien kommt auch in Der gebuchte Mann alles wie es kommen soll. Kino als Naherholungsurlaub. Überflüssig, allerdings nicht langweilig.
Jennifer Aniston, deren Gesichtszüge zwischen dem ganzen romantischen Rumgeglotze immer wieder hübsch entgleisen, lockert die Angelegenheit mit langjähriger Sitcom-Erfahrung (Friends) ein wenig auf, und Regisseur Glenn Gordon Caron arbeitet professionell mit den Gesetzen des Genres.

Martin Schwickert