Auf brennender Erde

Breaking Bad

Ein recht verschränktes Ehebruch-Drama mit Charlize Theron und Kim Basinger

Am Anfang steht ein brennender Wohnwagen in der Wüste, und überhaupt erinnert vieles in der ersten Regie des Drehbuchautors Guillermo Arriaga an die innere und äußere Landschaft der vorzüglichen und deprimierenden und vorzüglich deprimierenden TV-Serie Breaking Bad, die auch in New Mexico spielt.

Charlize Theron ist zu Beginn des Films ziemlich mies drauf. Direkt aus dem Bett ihres Lovers geht sie ins Freie, setzt sich auf einen Stein und verletzt sich absichtlich selbst. Sie leitet ein Edel-Restaurant und hat offensichtlich ein Selbstachtungsproblem und viele Liebhaber, die sie durchweg schlecht behandelt.

In einer zweiten Handlungsebene sehen wir eine Beerdigung. In dem brennenden Wohnwagen zu Beginn des Films ist offensichtlich ein Liebespaar verbrannt, ein Mann und eine Frau, die eigentlich anderweitig verheiratet waren und ihre jeweiligen Partner betrogen. Die trauernden hinterbliebenen Familien giften einander auf dem Friedhof mächtig an.

In einer dritten Sequenz sehen wir den Absturz eines Flugzeuges in New Mexico. Ein kleines Mädchen läuft schreiend durch ein Feld und sucht seinen Papa.

Es dauert, bis der Film sich aus den Rückblenden heraus nach vorne gearbeitet hat. Die Geschichte des toten Liebespaares führt zu einer anderen, nicht minder dramatischen Liebesgeschichte. Und es dauert noch einmal eine Weile, bis wir verstanden haben, was diese Geschichte mit dem kleinen schreienden Mädchen und mit Charlize Theron und ihrer traurigen Gegenwart zu tun hat.

Das derart verzwirbelte Erzählen beherrscht kaum jemand so gut wie Arriaga, der die Drehbücher zu Babel, Amores Perros und Three Burials schrieb und sich hier erstmals als Regisseur an einem eigenen Buch versucht. Dabei geht er erheblich zaghafter vor als in den vorher genannten Werken, manche Nebenhandlung führt ins Nichts, und bis die ganze wirre Geschichte vor uns steht und wir die Tragik begreifen, die Theron als junges Mädchen einst widerfuhr, ist viel Zeit ins Land gegangen.

Die verschiedenen Ebenen hat Arriaga durch eine mehr als deutliche Farbdramaturgie gekennzeichnet. Die warmen Orangetöne New Mexikos kontrastieren sehr deutlich das kalte Blau, das in der Oregon-Episode, der eigentlichen Film-Gegenwart, vorherrscht. Wie er am Ende beide Farbtöne versöhnt, gehört zu den großen Momenten des Films, der ein ausgezeichnetes Ensemble aufzuweisen hat und eine ethnografisch minimalistische Filmmusik, die von Hans Zimmer stammt, eigentlich ein lauter Krawallkomponist, der hier karge Melodien zu ebenso kargen Arrangements bevorzugt. Die Einsamkeit der Bilder fügt sich mit der Einsamkeit der Musik gut zusammen.

Am Ende gibt es einen rasanten Schnitt-Mix durch die Zeiten und Geschichten, ähnlich dramatisch gesetzt und inszeniert wie jener Moment in Alan Rudolphs Equinox, in dem Matthew Modine am Abgrund steht und nicht weiß, ob er springen soll oder nicht und die laut schreiende E-Gitarre von Terje Rypdal einem dazu das Herz zerreißt.

Es gibt erstaunlich viel Überlebende und ein richtig rundes Happy End. Dass dies die Traurigkeit kaum aufwiegt, die alle Figuren durchleiden mussten, wird mehr als angedeutet. Aber das ist eine andere Geschichte.

Victor Lachner

The Burning Plain. USA 2009 R & B: Guillermo Arriaga K: Robert Elswit D: Kim Basinger, Charlize Theron, Robin Tunney, Joaquim de Almeida