Der Butler

Mit weißen Handschuhen

Lee Daniels serviert einen schwarzen Forrest Gump

Dass der Name des Regisseurs in den Titel kam, haben Urheberrechtsanwälte zu verantworten, die "Lee Daniels' 'The Butler'" von einem uralten und unbekannten Kurzfilm 'The Butler' unterscheiden wollten. Aber auch schon beim Dreh hat es Der Butler mit Namen. So heißt die Hauptfigur etwa Cecil Christie, damit man sie nicht mit dem realen Eugen Allen verwechselt, der wirklich als schwarzer Butler im Weißen Haus arbeitete, fünf Präsidenten diente und Barack Obamas Vereidigung noch miterlebte. So eine Figur scheint ja wie geschaffen für ein nationales Drama, wurde aber heftig umgeschrieben, um Platz für mehr Namen zu schaffen. Etwa für Mariah Carey, die als Mutter des jungen Cecil auf einer Farm im Süden vom bösen Eigner vergewaltigt wird, oder für Vanessa Redgrave, die sich des kurz darauf verwaisten Knaben annimmt. Oder für Oprah Winfrey, die ihn später heiratet und nur mit viel Alkohol über die Jahrzehnte begleitet.

Auch die Realgeschichte, die der erwachsene Butler, mittlerweile Forest Whitaker, ausschließlich durch die Fenster im Dienstbotenflügel des Weißen Hauses betrachtet, wirkt wie Name Dropping: Rassentrennung, Bürgerrechte, Kennedy, Nixon und wie sie alle heißen. Da verkommt das prominent besetzte Schulfunk-Feature fast zum Quiz: Welcher Präsident soll wohl Robin Williams sein? Und wer wird Ronald Reagan spielen? Seine Frau mit Jane Fonda zu besetzen, ist dagegen ein Coup.

Lee Daniels weiß schließlich, wie man erfolgreiche Filme macht. Sein Sozialdrama Precious gewann einen Oscar nicht zuletzt wegen der eher groben Machart, die das Pathos der Geschichte gut aufbrach. Und auch der Butler funktioniert am besten, wenn er nicht schwarze Geschichte in weißen Handschuhen episodisch glatt nachspielt, sondern manchmal ein bisschen knittert und rafft. Einmal etwa deckt Cecil penibel den Tisch, während in Zwischenschnitten sein Sohn vom Ku Klux Klan überfallen wird. Das ist zwar auch plakativ, aber nicht so kitschig, wie ein Abendessen bei Butlers, später, wo der inzwischen radikalisierte Sohn mit einem Angela-Davis-Double am Tisch sitzt und die Eltern vom Sinn des bewaffneten Kampfes überzeugen will. Der Vater aber leidet lieber still, benimmt sich stets besser als seine Präsidenten und fordert höchstens einmal gleichen Lohn für Butler aller Hautfarben.

Lee Daniels will scheinbar mehr. Mindestens noch einen Oscar.

Wing

USA 2013. R: Lee Daniels B: Danny Strong K: Andrew Dunn D: Forest Whitaker, Oprah Winfrey, David Oyelovo, Cuba Gooding Jr., Lenny Kravitz