BUTTERFLY EFFECT


Bleib wer du wirst

Ein jeder verpfusche sein eigenes Leben

Es gibt kein Schicksal. Du kannst kann dich jeden Tag neu erfinden. Das ist das amerikanische Credo. Gestern Bodybuilder, heute Gouverneur. Oder im wirklichen Leben Demi Moores Toyboy, im Kino vom eigenen Moralvorsatz schier zu Tode gehetzt. Jung-Star Ashton Kutcher schafft es unter Anleitung des jungen Regie-Autoren-Duos Eric Bress und J. Mackye Gruber (Final Destination 2), dieses Credo als große Lüge zu entlarven und es dann doch wieder mit einem wunderbaren Kiss Off zu restaurieren. Verwirrt? Das ist Teenager Evan auch. Als Kind hat er seinen Vater nie gesehen, weil der in einer Irrenanstalt steckt. Und Evan hat seltsame Gedächtnislücken. Was hat er mit der Freundin im Wald gemacht? Was hat der nette Onkel mit ihm im Keller gemacht? Was macht das Messer hier in seiner Hand und warum schreit Mammi so laut?
Nur langsam schürzt sich der dramatische Konflikt: der Vater stirbt, die Familie zieht aus der öden Kleinstadt weg, die stark nach Stephen King riechenden Kindertage vergehen. Erst auf der Uni entdeckt Psychologie-Student Evan (jetzt Ashton Kutcher), dass er durch Tagebuchlesen leibhaftig in die schwarzen Löcher der Vergangenheit reisen kann. Und dort etwas besser machen kann, als beim ersten Mal.
Der Einsatz als Zeitpolizist in eigener Sache verwandelt den Erwachsenen vom genialen Schlamp mit Loser-Freunden zum fiesen Oberklasse-Yuppie im Bett der Campus-Königin. Immer wieder träumt sich Evan zurück, um den angerichteten Schaden (Leichen pflastern seinen Weg ins Paradies) durch neue Veränderungen auszubügeln, um sich ein ruhiges Glück mit der zwischenzeitlich verstorbenen und wieder erweckten Jugendfreundin herbei zu mogeln. Aber alles geht schiefer und schiefer. Bis er zu der Einsicht reift, dass man das Glück nicht zwingen kann.
Dann kommt noch ein Dreh, und allein für den verzeiht man dem Film manche Längen auf dem Weg dahin. Oder die Verspätung. Vor Vergiss mein nicht und Identity etwa wäre Butterfly Effect origineller gewesen. Das Ende ist perfide wie das von Matrix 3: sieht aus wie der Himmel, ist aber das Gegenteil.
Die als Charakter-Darsteller bisher unbekannten Ashton Kutcher und Amy Smart meistern die Aufgabe, ständig wechselnd deformierte Persönlichkeiten darzustellen, mit Bravour. Und: Ein Schmetterling kommt nicht vor, mit der Chaos-Theorie hat das nichts zu tun, der bessere Titel wäre "Operation Eierkuchen", wenn das nicht so komisch klänge.

WING
USA 2003. R+B: Eric Bress, J. Mackye Gruber. K: Matthew F. Leonetti. D: Ashton Kutcher, Amy Smart, Eric Stoltz, Melora Walters