CABLE GUY


Quer verkabelt

Jim Carrey verlegt Leitungen

Cable Guy ist die Ein-Mann Show des Jim Carrey. Da stellt sich natürlich automatisch die Frage, ob es nicht etwas zu mutig ist, eine Person dermaßen in den Mittelpunkt eines Films zu stellen. Na, Jimmy Boy wird's schon richten. Das Gute an Carrey ist ja, daß er es schafft, äußerst extreme Haltungen zu provozieren. Die Meinungen über seine schauspielerischen Fähigkeiten pendeln immer zwischen "völlig abgedreht" und "total Scheisse" hin und her. Ihn zu lieben ist ungleich schwerer als ihn zu hassen, und die meisten Filmkritiker kriegen eine Gänsehaut bei seinem Namen. Recht so, Jim, lehr sie das Fürchten.
Ich jedenfalls habe beschlossen, Carrey zu mögen, weil man sich ruhig auch mal zu Quatsch bekennen darf. Carrey ist die Creme de la Quatsch. Wenn er am Anfang des Films liebevoll eine Wand nach ihrem G-Punkt absucht um dann das entscheidende Loch für das Fernsehkabel zu bohren, ist man schon mal gewarnt. Das wird bestimmt noch schräger. Und richtig, die Carrey-Nummern- Revue kommt von da an schwer in Fahrt.
Die Handlung ist eigentlich schnell erzählt. In Amerika ist es üblich, dem Cable Guy ein paar Dollar schwarz zuzustecken, um an ein paar Extra-Fernsehkanäle ranzukommen, für die man dann keine Gebühren zahlen muß. Davon hat auch Carreys Gegenpart Matthew Broderick (alias Steven) gehört. Das Dumme ist nur, daß Steven den Cable Guy nach dieser kleinen Sonderleistung nicht mehr los wird. Dabei will Carrey eigentlich nichts anderes als einen Freund. Die Mittel, die er anwendet um diese Freundschaft zu gewinnen, sind allerdings nicht von dieser Welt, sondern aus dem Fernsehen. Ab hier startet der Film eine nette Seitenhieb-Attacke auf die amerikanische Fernsehkultur, die sich bis zum Ende als blaß rosa Linie durch den Film schlängelt. Diese Ironie delight ist wahrlich nicht sehr böse, ist aber ein guter Transporter für Carreys ausufernde Verrücktheiten. Einsamer Höhepunkt ist eine Karaoke Party, die Carrey in Stevens Wohnung veranstaltet. Carrey gibt hier eine Version von Jefferson Airplanes Somebody to Love, die zum verlieben ist. Ungefähr vergleichbar mit John Belushis klassischer Joe Cocker-Verarsche. Allerdings ist Carreys Performance in Cable Guy nicht ganz so over the Top wie z.B. in Ace Ventura. Was dann auch prompt zu einigen Stellen mit seichtem Leerlauf führt, die spätestens dann überbrückt sind, wenn Carrey die Szene wieder betritt. Den Rest vom Ensemble könnte man als neutral bezeichnen, auch wenn sich alle reichlich Mühe geben, gegen Carrey anzuspielen.
Als Steven im letzten Drittel des Films endgültig die Geduld verliert und Carrey zum Teufel jagt, fällt kurz der Schatten eines Psychopaten auf dessen Gesicht. Jetzt wird der Cable Guy ein wenig böse. Er versucht Steven die Freundin auszuspannen, bringt ihn in den Knast, sorgt dafür daß er seinen Job verliert und spielt mit seinen Eltern Porno-Passwort (fragt mich nicht was das ist, schaut es euch an). Carrey ist in guter Form, äußerst geschmacklos, total überkandidelt und von allen guten Geistern verlassen. Ich meine, diesen Typen muß man einfach gesehen haben, es gibt momentan keinen anderen Komiker, der so verdrehte Sachen macht wie Carrey. Daß er dabei auch mal schwer daneben liegt, kann ich ihm verzeihen. Dafür ist er der beste Fratzenschneider weit und breit. Ob ich mir das in fünf Jahren auch noch mit soviel Freude anschauen mag (das Jerry Lewis Syndrom) sei dahin gestellt. Für den Moment gilt: "Wenn er Dich verkabelt....gehörst Du ihm".

Mirko Puzic