EN LA CAMA

Geplapper Bett

Ein Pärchen schlägt nackig die Zeit tot; unsere!

Während das Bild noch lange Zeit schwarz ist und auf der Tonspur bereits heftig gestöhnt wird (Hey, das klingt wie Sex!), kommt als Insert links unten "Gefördert von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen" ins Bild. Am Ende werden wir wissen: Der Sex war auch danach.
Wenn En la cama sich doch noch entschließt, uns ein Bild zu gönnen, sehen wir zwei heftig aufeinander arbeitende nackte Leiber (ohne dass wir wirklich etwas sehen würden). Kamera und Schnitt verfallen solidarisch in Hektik, und als alle vier endlich ihren Orgasmus hatten, bekommen wir zwei Gesichter zu sehen, einen Mann und eine Frau. Sie raucht, er schweigt. Und irgendwie wäre es ganz schön, wenn der Film jetzt zuende wäre.
Aber Matías Bize (der uns vor Jahren mit seinem komödiantischen Meistestück Sabado amüsierte), hat sich fest vorgenommen, hier "die Liebe" zu untersuchen. Und deshalb muss das Pärchen gut eine Stunde lang reden. Über die Bedeutung von Namen, Sex in Hotelzimmern, die Halbwertzeit von Erektionen, die verschiedenen Klassen von Kinogängern - was man so redet, wenn man die Zeit zwischen zwei Ficks füllen will. Liebe ist meistens trivial. Wie der Rest des Lebens übrigens auch. Weshalb deren nackte Abbildung meistens keine guten Filme ergeben.
Das wirklich Herzzerreißende an diesem Film, der fast nur im Bett spielt, ist: Bize beziehungsweise seine Figuren haben sich und uns nichts zu sagen. Seichtes Geplappper wechselt sich ab mit richtungslosen Blicken, und wenn es bedeutungsvoll werden soll, kommt Musik von irgendwo her und zerstört den Eindruck der voyeuristischen Beobachtung, den Bize mit seiner Zappelkamera so gern und sinnlos erzeugen will. Am Ende teilt er das Bild wie früher im großen Cinemascope-Kino, wo links Rock Hudson und rechts Doris Day zu sehen waren. Die wohnten immerhin in zwei verschiedenen Wohnungen. Daniela und Bruno in En la cama liegen im gleichen Bett und sind dennoch per Splitscreen von einander getrennt.
Wahrscheinlich bedeutet das was. Wahrscheinlich ist En la cama ein Meisterwerk über das wahre Leben, das eben meistenteils aus schlappem Sex und dummen Gerede besteht. Und wahrscheinlich hat Bize deshalb jede Menge kleinerer Preise für diesen Film eingeheimst, der nicht mal als Hörspiel taugt. Man muss nur lange genug wach bleiben, um diese tiefe Wahrheit zu erkennen.

Thomas Friedrich

Ch 2005. R: Matías Bize. B: Julio Rojas. K: Gabriel Diaz, Christián Castro. D: Blanca Lewin, Gonzalo Valenzuela.