C'EST LA VIE

Gemischte Familienchronik

Eine unaufgeregte und witzige Langzeitbeobachtung

Als Albert (Pio Marmaï) verkündet, dass er ausziehen wird, reagieren sein Vater Robert (Jacques Gamblin) und die Geschwister Fleur (Déborah François) und Raphaël (Marc-André Grondin) eher gelassen, während die Mutter Marie-Jeanne (Zabou Breitman) in eine tiefe Krise stürzt. Sie sieht die Familie auseinanderfallen und mit ihr die eigene (inzwischen verblühte) Jugend davon treiben. Beim Abendessen verkündet sie, dass sie noch einmal studieren wird.

Fünf Jahre später sitzt sie mit jungem Kunststudentenvolk in der Einbauküche und sieht mit absichtsvoll aufgerissener Jeans fast so aus wie ihre Tochter, der das jugendliche Verhalten der Mutter einfach nur peinlich ist. Fleur hat beschlossen, an ihrem 16.Geburtstag, den die komplette Familie vergessen hat, ihre Unschuld zu verlieren. Aber die geplante Entjungferung mit dem Sänger einer Rockband endet in einer bitteren Enttäuschung.

Ihr Bruder Raphaël hingegen belässt die Liebe im Reich der Illusion. Im Gegensatz zum älteren Bruder, der nach dem Medizinstudium als Schönheitschirurg Karriere macht, lässt sich Raphaël treiben, hat mit 25 den Absprung aus dem Elternhaus immer noch nicht geschafft und träumt fast zehn Jahre lang von einer Frau, die er beim Luftgitarrenwettbewerb kennen gelernt hat und deren Telefonnummer auf dem Weg nach Hause im Fahrtwind verloren gegangen ist.

Während die Kinder ihren Sturm und Drang durchleben, stehen die Eltern ratlos vor der eigenen Beziehung, die im Familienalltag ihre Leidenschaft verloren hat und neu erfunden werden will.

Rémi Bezançon ist ein sehr lebensnahes und äußerst kurzweiliges Familienporträt gelungen, das seine Dynamik dadurch erhält, dass es sich jeweils auf die persönlichen Wendepunkte im Leben der einzelnen Familienmitglieder konzentriert. Mit dem mehrfachen Perspektiv- und Zeitwechsel, einem originellen Rock-Soundtrack und einem gut aufspielenden Ensemble inszeniert Bezançon das familiäre Chaos mit augenzwinkernder Sympathie, ohne die sentimentalen Effekte zu übersteuern.

Martin Schwickert

Le premier jour du reste de ta vie F 2008 R&B: Rémi Bezançons K: Antoine Monod D: Jacques Gamblin, Zabou Breitman, Déborah François