3 ENGEL FÜR CHARLIE: VOLLE POWER

Global Power

Der Sommerhit - sinnfrei und fröhlich

Stop Making Sense" hieß die populäre Aufforderung, die die Band Talking Heads Mitte der 80er verbreitete - eigentlich der ideale Titelsong für einen Film wie 3 Engel für Charlie: Volle Power . Die Fortsetzung des Kinoremakes der Kult-Fernsehserie aus den 70ern ist ein lupenreines Sommer-Blockbuster-Movie. In den USA werden die hitzegeplagten Einwohner Jahr für Jahr in die gut klimatisierten Multiplexe gelockt und mit Popcornfilmen gefüttert, die man selbst im sommerlich heruntergeschalteten Hirnmodus mühelos verdauen kann. In den letzten Jahren wurde das Konzept erfolgreich nach Europa exportiert. Action-Spektakel und Flachhumoriges von Terminator 3 bis hin zu seinem deutschen Kollegen Werner - gekotzt wird später bestimmen auch hierzulande die Sommerspielpläne der Kinos.
Wer einen ausgedehnten Nachmittag im Biergarten verbracht hat, kommt mit einem Film wie 3 Engel für Charlie - Volle Power bestens klar. Denn das Vernebeln der Sinne und die Verweigerung gegenüber allen Sinnkategorien ist erklärtes Ziel des Regisseurs, der sich hinter dem Kürzel "McG" zu versteckt. Klingt ein wenig nach DJ und tatsächlich ist McG auch über die Musikvideobranche nach Hollywood gekommen. Davon zeugt nicht nur die eindrucksvolle Songliste, die von Pink über David Bowie bis hin zu den Beach Boys die Popmusikgeschichte in ganzer Breite ausschlachtet, sondern auch das absolut dramaturgiefreie Erzählverfahren. Wie Clips werden die Szenen addiert, ohne dass daraus eine sinnvolle Summe entstehen muss.
Jeder Versuch, den Plot des Films wiederzugeben, landet zwangsläufig im Leeren. Es beginnt in der Mongolei, wo die drei Engel Natalie (Cameron Diaz), Dylan (Drew Barrymore) und Alex (Lucy Liu) eine Geisel aus der Gewalt von einigen Hundert archaisch verkleideten Ganoven befreien. Objekte der Begierde sind zwei Ringe, auf denen sich verschlüsselte Daten eines Zeugenschutzprogrammes des FBIs befinden, hinter denen Mafiaverbände aus der ganzen Welt her sind. Gerangelt um die Ringe wird in verschiedenen Sportdisziplinen, was zu einem regen Wechsel von Filmsets und Designer-Outfits führt.
Treckerfahren in der Mongolei, Surfen am Bikini-Strand, Motorcross-Rennen auf der Schlammbahn, Kickbox-Orgie in düsterer Lagerhalle, Explosives Finale am Hollywood-Boulevard. Zwischen pyrotechnischem Spektakel und Digitalevents kichern die kampferprobten Amazonen wie High School-Girls auf der Schulbusrückbank und klatschen vor Freude oft in die Hände. Manchmal wirkt ihre Dauer-Gute-Laune ein wenig aufgesetzt, aber immerhin ca. ein Drittel der Pointen treffen während des humoresken Dauerbeschusses ins Schwarze.
Einige Promis geben sich in einer langen Liste von Cameo-Auftritten die Türklinke in die Hand. Angefangen bei einem ungewohnt früh versterbenden Bruce Willis bis hin zu einem Ur-Engel der Fernsehserie: Jaclyn Smith. Demi Moore übernimmt nach sechsjähriger Leinwandabstinenz die Rolle der finsteren Gegenspielerin und stiehlt dem eingespielten Trio - was das jugendfreie Sexappeal angeht - ein bisschen die Show.
Mag sein, dass mit Filmen wie diesen der Ausverkauf der Kinokultur und der Untergang des Abendlandes beginnt. Aber immerhin wildern sich die drei Damen mit charmanter Respektlosigkeit durch die Männerdomäne des Action-Films und versuchen erst gar nicht, den Nonsens des Genres hinter aufwendigen Plotkonstruktionen zu verbergen. Das ist nicht subversiv, aber zumindest konsequent - und manchmal sogar ganz lustig.

Martin Schwickert

Charlies Angels: Full Throttle USA 2003 R: McG B: John August, Cormack & Marianne Wibberly K: Russel Carpenter D: Cameron Diaz, Drew Barrymore, Lucy Liu, Demi Moore