Charlies Welt

Ein halber Mann

Charlie Sheen versemmelt sein Kino-Comeback

Am Anfang sieht es noch wie eine selbstironische Demontage des öffentlichen Images aus, wenn Charlie Sheen sich als Charles Swan von einem Psychiater ins Hirn gucken lässt. Der findet nur Sex und Unfug. Und gleich darauf sucht seine Freundin das Weite. Was in der ersten dramaturgischen Katastrophe des Films endet. Regisseur Roman Coppola, Sohn von Francis, Bruder vom Sofia und als Co-Drehbuchautor für Moonrise Kingdom gerade noch immerhin oscarnominiert, lässt seinen Charles beim wütenden Entsorgen der Schuhe seiner Ex einen Unfall bauen, der keinerlei Krawumm enthält. Und folglich die anschließende Tanzszene am offenen Grab in ihrer Absurdität völlig ins Leere laufen lässt.

Das Problem pflanzt sich fort. Charles erinnert sich an seine Affäre, Charles imaginiert sich sogar als Arschloch des Jahres bei einer Preisverleihung, aber keine Szene ist (nicht mal filmisch) halbwegs glaubwürdig, und wenn schon bei der Orientierung, wo im Bild eigentlich vorne und hinten ist, nichts stimmt, dann erwartet man schnell auch nicht mehr irgendwelche bemerkenswerten Einsichten in die Seele oder den Geist von Charles Swann.

Und kriegt sie auch nicht. Es sieht vielmehr so aus, als wollte der ehemalige Second Unit Mann von Wes Anderson jetzt auch mal was Schräges machen und habe sich nicht getraut, seinem sich selbst spielenden Star das Dauergrinsen aus dem Gesicht zu treten.

Während der Dreharbeiten war das völlige Versagen offenbar noch nicht zu ahnen. Sonst hätten Gäste wie Patricia Arquette und Bill Murray wohl nicht so sichtlich gut gelaunt mitgespielt. Aber danach ging mit der eigentlich netten Idee für einen kleinen Ikonen-Sturz irgend etwas schrecklich schief.

Wing

A Glimpse Inside the Mind of Charles Swan III. USA 2012. R + B: Roman Coppola K: Nick Beal D: Charlie Sheen, Bill Murray, Patricia Arquette