Monsieur Claude und seine Töchter

Schwiegersöhne

Die Sommerkomödie aus Frankreich: Witzig, schnell und unkorrekt.

Das sehr großbürgerliche Ehepaar Verneuil ist mit vier Töchtern und drei Schwiegersöhnen gesegnet. Ein Jude, ein Araber und ein Chinese haben aus den Verneiuls eine "Benetton-Familie" gemacht, wie ein Elite-Franzose im Film hämisch sagt. Das erste Drittel dieser in Frankreich enorm erfolgreichen Komödie handelt von dem mühsamen Zusammenraufen der Verneuils, wobei nicht nur Papa und Mama ihre Probleme mit den Schwiegersöhnen haben, auch die drei sind sich anfangs nicht grün. "Müsst ihr Juden und Araber euch ständig streiten?", geht Schwiegersohn Chao dazwischen, als David und Rachid sich mal wieder in den Haaren liegen. "Wir streiten uns, wann wir wollen!", sind sich die beiden plötzlich einig. Die folgende kleine Straßenprügelei macht das Verhältnis der Drei nicht einfacher. Als Mama ob des Streits depressiv wird, wollen Töchter und Gatten und auch Papa beim kommenden Weihnachtsessen einfach nur nett zueinander sein und besuchen am Ende sogar gemeinsam die Messe.

Mit hoher Gagdichte und leichter Hand bewältigt Regisseur und Autor Philippe de Chauveron dieses erste Filmdrittel. Wie auch im folgenden Teil spielt Monsieur Claude mit einer Leichtigkeit mit Hautfarben- und Kulturklischees, die "N-Wort"-Hysteriker gewiss nicht komisch finden werden.

Als die Familie Verneuil endlich zusammengefunden hat (und die drei Schwiegersöhne in einer irrsinnig komischen Szene Papa bewiesen, dass auch sie die französische Nationalhymne beherrschen) holt der Film zum eigentlichen Clou aus: Die jüngste, noch ledige Tochter will auch heiraten, einen Katholiken sogar; allerdings einen schwarzen Katholiken von der Elfenbeinküste. War das Jonglieren mit den jeweiligen Vorurteilen bis hierhin schon atemberaubend souverän, holt der Film jetzt ganz weit aus und zeigt, wie die Verneuils samt ihrer multikulturellen Schwiegersöhne sich einig sind: ein schwarzer Schwiegersohn ist zu viel! Dabei kommt ihnen entgegen, dass Charles' Vater, ein Ex-Soldat von der Elfenbeinküste, diese Ehe ebenso ablehnt: "Musst du unbedingt Catherine Deneuve heiraten?" raunzt er seinen Sohn an. Monsieur Claude und seine Töchter lebt von blitzgescheiten Dialogen, einer klassischen, sehr präzisen Inszenierung (Billy Wilder und Howard Hawks werden zitiert) und einem hervorragenden Ensemble, wobei eines der großen Leistungen des Buches ist, keine der Figuren zu vernachlässigen (Monsieur Claude steht keineswegs im Mittelpunkt, wie der deutsche Titel suggeriert).

Dass der Film auf Versöhnung und nicht auf Konflikt abzielt - das wäre ein alberner Einwand gegen eine Komödie, die ziemlich tabulos alle Kulturklischees in Gags verwandelt. Und sich auch in der Ausstattung Zeit nimmt, ihre Geschichte zu erzählen: Die bourgeoisen Behausungen der Protagonisten sehen einander verteufelt ähnlich. Und die Verneuils und die Koffis von der Elfenbeinküste begegnen einander per Skype-Gespräch mit Web-Cam über den Kontinent hinweg auf fast dem jeweils gleichen LCD-Monitor im Wohnzimmer.

Thomas Friedrich

Qu,est-ce qu,on a fait au Bon Dieu? F 2013 R: Philippe de Chauveron B: Philippe de Chauveron, Guy Laurent K: Vincent Mathias D: Christian Clavier, Chantal Lauby, Ary Abittan, Medi Sadoun. 97 Min. Ab 24.7. im Kino