CLERKS 2

Das geheime Leben der Bulettenwender

Kevin Smith und New Jersey - eine endlose Hassliebe

Für nur 27.000 Dollar hatte Kevin Smith mit Clerks 1994 einen Film gedreht, der zum Markenzeichen der "Generation X" wurde. Zwischen einer heruntergekommenen Videothek und dem benachbarten, nicht weniger verranzten Lebensmittelladen pendelte das Vorstadtleben der lethargischen Helden, die in ihren schlecht bezahlten Jobs perspektiv- und ambitionslos vor sich hin vegetierten. Viel passierte nicht in dem Film, er traf das Lebensgefühl seiner Zeit mit präzisen, witzigen Dialogen und Figuren, die es verstanden, gegen den Yuppie-Zeitgeist jener Jahre anzustinken.
2006 guckt sich Smith mit Clerks 2 seine Antihelden aus New Jersey erneut an. Nach einem Kurzschluss im Kaffeewärmer ist der heimische "Quick-Stop"-Laden abgebrannt. Dante (Brian O'Halloran) und sein Kumpel Randal (Jeff Anderson) verdingen sich nun als Bulettenwender und Pommesbrutzler in einem schlecht besuchten Fast-Food-Laden. Aber Dantes Tage in New Jersey sind gezählt. Demnächst wird er seine dominante Freundin Emma (Jennifer Schwalbach) ehelichen und mit ihr nach Florida ziehen, wo er die Autowaschanlage der Schwiegereltern übernehmen soll.
Obwohl Randal die Etablierungs- und Emigrationspläne seines langjährigen Kumpels missbilligt, organisiert er eine Abschiedsparty samt erotischer Tiershow. Dass Dante mit dem Umzug nach Florida auch die Affäre mit seiner attraktiven Vorgesetzten Becky (Rosario Dawson) beenden muss, erschwert den Loslösungsprozess aus dem bequemen Vorstadtleben.
Erneut überzeugt Smith mit schlagfertigen Dialogen und derbem Humor, der die Grenzen des guten Geschmacks gezielt aus den Augen verliert. Weniger gelungen wirkt die moralische Rahmenhandlung, in der die Etablierungsängste der Mittdreißiger und die Konflikte um Freundschaft, Loyalität und Erwachsenwerden allzu konventionell verhandelt werden.

Martin Schwickert

USA 2007 R&B: Kevin Smith K: David Klein D: Brian O'Halloran, Jeff Anderson, Rosario Dawson , 97 Min.