Cold Blood - Kein Ausweg. Keine Gnade.

Familiengrab

Ein kalter Thriller über Gauner und ihre Beziehungen

Was der geordnete Rückzug unter feindlichem Druck für Militärs, ist die reibungslose Flucht nach gelungenem Coup für Gangster und Räuber: Ein schweres Unterfangen. Das Casino haben die Geschwister Addison (Eric Bana) und Liza (Olivia Wilde) erfolgreich ausgeraubt. Leider ist ihr Fluchtfahrer unfähig. Er achtet auf vieles, nur nicht auf die verschneite Straße. Ein Unfall folgt. Addison und Liza überleben den Crash und fliehen in die schneebedeckte Wildnis Richtung Kanada. Um Verfolger abzuschütteln, trennt sich das Geschwisterpaar.

Während Addison weiter durch den Wald stapft, findet Liza im Exboxer Jay eine Mitfahrgelegenheit. Der ist, gerade raus aus dem Knast, schon wieder auf der Flucht vor der Polizei. Schnell kommen sich die bibbernde Schöne und der kräftige Bursche näher. Obwohl Jay kein gutes Verhältnis zu seinem Vater hat, beschließt er, mit seiner neuen Freundin auf die elterliche Farm zum Thanksgiving-Fest zu fahren. Addison, dem inzwischen die junge Polizistin Hanna auf den Fersen ist, macht sich ebenfalls dorthin auf.

Nachdem Die Fälscher 2007 den Oscar als bester fremdsprachiger Film gewann, war zu erwarten, dass der Österreicher Stefan Ruzowitzky irgendwann auch in den Staaten drehen würde. Sein US-Debüt Cold Blood ist ein geradlinig inszenierter harter Thriller voller Familienkonflikte. Wohltuend ist, dass Ruzowitzky auf die Geschichte konzentriert und ohne ironische Zitate und Verweise auf Metaebenen auskommt.

Die weiten verschneiten Landschaften verstärken die eisige Atmosphäre, die sich aus den kaputten Beziehungen ergibt. Addison und Liza, die wohl ein inzestuöses Verhältnis haben, litten unter einem gewalttätigen Vater. Ex-Boxer Jay, der mit Abstand unsympathischste Charakter, hat sich mit seinem Dad wegen seiner sportlichen Zukunft überworfen. Hannas Vater, der Sheriff, sieht in seiner Tochter ein Sicherheitsrisiko. Selbst bei Nebenfiguren deuten sich immer wieder zerrüttete familiäre Verhältnisse an. Genau hier liegt auch der Schwachpunkt des Films. Die drei Haupthandlungsstränge können in 90 Minuten nur oberflächlich angerissen werden und sind einander im Grunde sehr ähnlich.

Olaf Kieser

Deadfall USA 2012 R: Stefan Ruzowitzky B: Zach Dean K: Shane Hurlbut D: Eric Bana, Olivia Wilde, Sissy Spacek, Kris Kristofferson