COLLATERAL


Taxi bitte!

Tom Cruise gibt seine Premiere als Killer

L.A. bei Nacht. Taxifahrer Max (Jamie Foxx) sitzt wartend in seinem Wagen. Er wartet auf seinen Fahrgast Vincent (Tom Cruise), den er in dieser Nacht zu verschiedenen Freunden fahren soll. Doch als plötzlich mit einem lauten Scheppern eine Leiche auf seinem Autodach landet, realisiert Max, dass sein Kunde keinen Freund besucht hat, sondern die Nummer eins auf seiner Liste von Mordaufträgen für diese Nacht erledigt hat. Vincent ist ein skrupelloser Auftragskiller, der für einen Drogendealer Zeugen aus dem Weg räumen soll. Max soll ihn von Mord zu Mord chauffieren.
Aber so einfach läuft das Spiel nicht. Max startet immer wieder neue Fluchtversuche, um sein eigenes Leben und das der potenziellen Opfer zu retten. Für Vincents letztes Ziel, die Staatsanwältin Annie (Jada Pinkett Smith), legt er sich besonders ins Zeug, denn sie saß zufällig direkt vor Vincent in seinem Taxi. Dass bei einer Hollywoodproduktion am Ende das Gute siegt, ist vorhersehbar und unvermeidbar.
Der Titel Collateral klingt verdächtig nach stupider Krawall- Action. Doch zum Glück hat Regisseur Michael Mann in diesem Film auf explodierende Autos und unglaubwürdige Stunts verzichtet. Stattdessen dominiert ein spannendes Psychospiel zwischen den Hauptfiguren, in dem Cruise anfangs klar überlegen ist. Doch im Verlauf des Filmes mausert sich der zunächst ängstliche Max zum ernst zu nehmenden Gegenspieler.
Mit ungewöhnlichen Kameraeinstellungen und düsteren Bildern erzeugt Michael Mann ein authentisches Bild von Los Angeles bei Nacht, das die Stadt abseits vom Hollywood-Glamour zeigt. Im Gegensatz zu vielen anderen Actionthrillern wirkt die Story von Collateral relativ realistisch und nicht überkonstruiert.
Tom Cruise überzeugt bei seiner Premiere als eiskalter Bösewicht. Mit grauem Haar und Dreitagebart versucht er, sein Heldenimage loszuwerden. Das gelingt ihm überraschend gut. Der Zuschauer weiß während des ganzen Filmes nie genau, woran er bei Vincent ist. Im einen Moment zeigt er menschliche Züge und die Moralpredigten von Max scheinen zu wirken, doch kurz darauf erledigt er ohne jede Gefühlsregung sein nächstes Opfer. Auch Jamie Foxx als einfacher Taxifahrer, der in der Extremsituation über sich hinaus wächst, liefert eine sehr gute Vorstellung ab.
Collateral bietet dank guter Darsteller und routinierter Umsetzung spannende Unterhaltung vom Anfang bis zum Ende, obwohl die Ausgangsidee recht simpel ist.
Hätten die Verantwortlichen doch bloß ein bisschen länger über den Filmtitel nachgedacht.

Sandra Diekmann
USA 2004. R: Michael Mann B: Stuart Beattie K: Dion Beebe, Paul Cameron D: Tom Cruise, Jamie Foxx, Jada Pinkett Smith, Dennis Farina S.