GESTÄNDNISSE

Traumagent

Ein Showmaster als Hit-Man

Zu Beginn von George Clooneys Regiedebüt ist zu lesen, dass dieser Film auf einer nicht autorisierten Autobiografie beruht. Wenn ein Autor nicht bereit oder in der Lage ist, seine eigenen Memoiren zu autorisieren, ist eine gewisse Skepsis angebracht. Wenn dann ein Mann wie Charlie Kaufman daraus ein Drehbuch entwickelt, sollte man gewarnt sein. Aus Kaufmans verwinkeltem Hirn sind Werke wie Being John Malkovich und Adaption entsprungen, und an deren innerfilmischen Logik hat sich so mancher Vernunftmensch die Zähne ausgebissen.
Confessions of a Dangerous Mind erzählt aus dem Leben des Game-Show-Moderators Chuck Barris, der in den 60ern und 70ern zu den Ikonen des US-Fernsehens gehörte. Seine Game-Shows waren derartig niveau- und geschmacklos, dass Kritiker ihn für den nahenden Untergang der westlichen Zivilisation verantwortlich machen wollten. Die Gong-Show z.B. kann man sich als eine Art Anti-Talentschuppen vorstellen, in der sich Amateurkünstler unter johlendem Beifall und vor laufender Kamera zum Affen machten. Barris hatte ein untrügliches Gespür für die Lust an Entblößung und Verblödung, von der nicht nur die US-Fersehkultur bis heute bestimmt wird.
Aber hinter jedem Zyniker steckt eigentlich ein kleiner Junge, der um Hilfe schreit. Barris kompensierte mit seinem medialen Erfolg ein Mauerblümchentrauma aus frühen Kindertagen. Sam Rockwell spielt diesen Barris als schillernden Gernegroß, der das gähnende Loch im eigenen Ego durch Machoallüren zu stopfen versucht. Aber irgendwie reicht das alles nicht aus. Nicht der Erfolg, nicht das Geld, nicht die Hippiefreundin Penny (Drew Barrymore), die die Liebe seines Lebens sein könnte. Deshalb kommt das Angebot des dubiosen CIA-Agenten Jim Byrd (George Clooney) gerade recht, sich zum Attentäter weiterbilden zu lassen, der nebenberuflich im Regierungsauftrag den Feinden der Freiheit das Leben verkürzt. 33 Morde behauptet Barris im Auftrag der CIA verübt zu haben. Nur so richtig glauben möchte das keiner.
Auch nicht Charlie Kaufman oder George Clooney. Deshalb sind die Szenen, in denen Barris undercover reist, wie eine Karikatur aus den Agentenfilmen angelegt. Julia Roberts spielt die Spionin, die aus der Kälte kommt und nicht nur Barris an der Nase herum verführt.
So amüsant und absurd die Kombination aus Game- und Agenten-Show auch ist - die Reise durch Fantasie und Wirklichkeit eines lädierten Männer-Egos will nicht so recht zu einem schlüssigen Stück Film zusammenwachsen. Es ist hauptsächlich Sam Rockwell zu verdanken, der sich der gespaltenen Persönlichkeit seiner Figur mit Hingabe widmet, dass das schräge Biopic nicht vollends zerfasert. Dabei denkt Clooney in seinem Regiedebüt durchaus in kinotauglichen Dimensionen, verlässt sich nicht auf Plot und Dialoge, sondern setzt auf die Kraft von Kamera und Ausstattung.

Martin Schwickert

Confessions of a Dangerous Mind USA 2002 R: George Clooney B: Charlie Kaufman K: Newton Thomas Sigel D: Sam Rockwell, Drew Barrymore, George Clooney, Julia Roberts