BE COOL

Erstarrt
Das überflüssige Sequel zu »Get Shorty«

Das ist einer dieser Filme, die schon am Morgen nach ganz hinten im filmischen Gedächtnis verschwunden sind. Aus dem Nebel der Erinnerung tauchen John Travolta und Uma Thurman auf. Sie bewegen sich lässig über die Tanzfläche. Die Bilder vermischen sich mit denen aus Pulp Fiction, wo die beiden den coolsten Paartanz der Filmgeschichte auf das Parkett gelegt haben. Diese Bilder wiederum lebten damals von den Erinnerungen an Saturday Night Fever, mit dem Travolta 1977 als Discokönig von Brooklyn die Welt erobert hatte. Und so werden die Filmreferenzen übereinander geschichtet und bespiegeln sich eitel gegenseitig.
"Tanzen Sie?" fragt Uma Thurman. "Ich bin aus Brooklyn" antwortet Travolta. Und wieder hat ein Insider-Joke sein Publikum gefunden. Das Problem von F. Gary Grays Be Cool fängt schon mit dem Titel an. Dabei weiß doch jeder: Wer sich so etwas aufs T-Shirt schreibt, wird es wohl nötig haben. Irgendwie erinnert Be Cool an einen dieser lässigen Jugendlichen, die den Hosenschritt bis in die Kniekehlen hängen haben - was nur cool aussieht, solange man sich im dazugehörigen Schleichschritt bewegt und nicht auf den Bus rennen muss.
Be Cool ist das lang erwartete Sequel von Get Shorty. Travolta spielt erneut den Gangster Chili Palmer, der in Los Angeles zum Filmproduzenten aufgestiegen ist und nun seine Fühler in die Musikindustrie ausstreckt. In einem Club entdeckt er Linda Moon (Christina Milian) und beschließt, die Soul-Sängerin groß heraus zu bringen. Behilflich ist ihm dabei Edie Athens (Uma Thurman), deren soeben unsanft verstorbener Gatte das gemeinsame Musiklabel in den finanziellen Ruin geführt hat. Die Russenmafia meldet Ansprüche an und der Hip-Hop-Produzent Sin LaSalle (Cedric the Entertainer) bringt eine schlagkräftige Gangsta-Rapper-Combo mit in die Verhandlungsgespräche ein.
Die Musikindustrie ist eine harte Branche und dass Chili eigenständig Lindas Knebelvertrag aufkündigt, stößt bei dem Produzenten Nick Carr (Harvey Keitel) und seinem minderbemittelten Helfershelfer Raji (Vince Vaughn) auf wenig Gegenliebe. Fortan streiten sich ohne nennenswerte Spannungssteigerung die verschiedenen Gangsterkollektive um ihren Anteil am Erfolg des aufsteigenden Stars, und Chili spielt die leicht erregbaren Musik-Mobster mit Diplomatie und Chuzpe gegeneinander aus. Wie Satelliten umkreisen ihn die hochkarätig besetzten Gangster-Charaktere und werfen im Wechsel ihre coolen Sprüche in die Runde. Aber auch Travolta kann die ziellose Aufeinanderhäufung von Genrekarikaturen und enervierender Selbstreferenzialität nicht zu einem unterhaltsamen Ganzen zusammenführen."Sag mir nicht ich soll cool sein - ich bin cool" beteuert er immer wieder - und wirkt dabei nur noch wie das in Selbstgefälligkeit erstarrte Zitat seiner selbst.

Martin Schwickert
USA 2005 R: F. Gary Gray B: Peter Steinfeld K: Jeffrey L. Kimball D: John Travolta, Uma Thurman, Vince Vaughn