CRANK

Adrenalin Junkie

Der schnellste Film der Saison

Wenn der Film anfängt, ist der Held ist tot. Kein Wunder, dass er so schwer aus dem Bett kommt.
Verständlich, dass die Bilder seltsam pumpen. Sehr passend, dass wir wie in einem Ego-Shooter mit falsch getakteter Grafikkarte nur Fetzen der ersten Szene sehen.
Chev Chelios (Jason Transporter Stratham) kämpft sich zum großen Flachbildschirm durch, vor dem eine DVD mit der Aufschrift "Fuck You" steht. Einlegen. Play drücken. "Du bis tot" sagt ein fieser Möpp grinsend. Wir liegen bewusstlos geprügelt neben ihm und er jagt uns eine Spritze in den Hals. Peking Suppe. Das Zeug bringt einen in einer Stunde um, in dem es alles Adrenalin im Körper bindet. Man rostet im Stehen ein. Das Herz verliert einfach jede Lust.
Chev ist verärgert, haut den teuren Bildschirm in Klump und entdeckt das Geheimnis des Films: reg' dich auf und du lebst weiter! Produzier' Adrenalin, jag' den Puls hoch, sei aggressiv! Laufe so schnell du kannst, nicht um irgendwo hin zu kommen, sondern um den Status Quo zu bewahren!
Die Idee von fast philosophischer Tiefe stammt von der Roten Königin in Lewis Carrols Spiegelland, und hin und wieder gibt es in der Folge sogar märchenhafte Passagen der Feier eines Augenblicks, für den sich der ganze Hassel sekundenlang lohnt.
Die meiste Zeit aber rennt Chev herum, auf der Suche nach dem nächsten Kick. Und mit dem festen Vorsatz, dem fiesen Möpp die Eier abzureißen und der geliebten Freundin einen Blumenstrauß zu bringen, bevor alles zu Ende geht.
Stratham gibt den Andrenalin-Junkie als eine Art stoisches Nervenbündel, ein bisschen Stallone und ganz viel Tati. Mal holt er sich seinen Schub Leben mit einer Anstaltspackung Engerydrinks, mal legt er seine Hand in ein glühendes Waffeleisen, mal metzelt er Gegner mit hohem Bloodspill aus dem Weg. Oder greift zum Geschlechtsverkehr auf dem Gehsteig, weil das die Pumpe schön antörnt. Bis das Handy mit der nächsten Hiobsbotschaft rettend klingelt.
Die Regisseure, bekennende Computerspiel-Junkies, jagen mit wilden Schnittkaskaden auch den Adrenalin-Spiegel der Publikums hoch. Noch lieber aber nutzen sie jede Gelegenheit zu schnellen, stets politisch unkorrekten Witzen. Was tust du, wenn dich in einer Schwarzen-Bude die tödliche Müdigkeit überfällt? Beleidige einen Neger. Was tut die Freundin, wenn sie dich vom Beifahrersitz aus gerade auf Touren geblowjobt hat? Sie hört auf. "Damit du nicht einschläfst, wie sonst immer." Und was tust du? Tritt aufs Gas, spring aus dem Hubschrauber, stell keine Fragen.

WING

USA 2006, R/B: Mark Neveldine, Brian Taylor, K: Adam Biddle, D: Jason Statham, Amy Smart, Efren Ramirez, Dwight Yoakam