CRAZY HEART

Wenigstens leiser

Jeff Bridges als versoffener Kleinkünstler mit Gitarre

Countrysongs handeln davon, dass das Leben weitergeht, auch wenn das Pferd ... sorry, umgekehrt: die Frau mit dem besten Pferd oder Pickup oder Freund durchgebrannt ist. Dann säuft man sich die Hucke voll, schreibt einen sarkastischen Song (interessanterweise meistens in Dur) darüber, dass man bereit ist zu verzeihen - und säuft sich danach die Hucke voll.

Ein Film über das Leben eines Countrysängers ist in Grundzügen ähnlich aufregend, auch wenn die Hauptdarsteller Jeff Bridges und Maggie Gyllenhaal heißen.

Er gibt den alten Säufer-Künstler, sie die interessierte Kandidatin, die als Reporterin in dem Mann Qualitäten entdeckt, von denen er selbst nichts mehr wusste. Also werden die beiden erst ein Paar.

Dann geschieht, infolge des durchgehend hohen Pegels des Künstlers, ein Unglück. Die Frau verlässt ihn und - Überraschung! - Jeff säuft nicht noch mehr sondern geht zu den Anonymen Alkoholikern, was ihm, uns und dem Film ein schnuckeliges Happy End im Sonnenuntergang beschert.

Das durchgehend Ermüdende an dem Debütfilm des Schauspielers Scott Cooper ist nicht einmal die übersichtliche Geschichte (Drehbuch: Scott Cooper), ist nicht nur die übliche Ansammlung jener Szenen, für die altgewordene Charakterdarsteller meistens mit dem Oscar belohnt werden (nackt, fett und hässlich über der Kloschüssel hängen ist dabei fast so wertvoll wie die Rolle eines Behinderten spielen zu dürfen), richtig nervtötend ist vor allem der Soundtrack, der eine Country-Musik vorstellt, an der die letzten 10 Jahre locker vorbeigegangen sind. Dermaßen D-Dur ist selbst dort nicht mehr zwingend.

Schön hingegen: das Licht in Crazy Heart, der andauernde Sonnenschein. Das Spiel mit Licht und Schatten hätte einen besseren Film verdient. Wer die kunstvollen Bilder genießen will, kann ja den Vorführer fragen, ob er den Ton nicht abstellen kann. Oder wenigstens leiser.

Thomas Friedrich

USA 2009 R & B: Scott Cooper K: Barry Markowitz D: Jeff Bridges, Maggie Gyllenhaal, Robert Duval