DAS LÄCHELN DER TIEFSEEFISCHE

Triste Träume
Mal wieder muss eine junge Frau einen deprimierten Jüngling retten

Malte (Jacob Matschenz) lebt in einem kleinen deutschen Ferienort nahe der polnischen Grenze, dennoch ist sein Leben alles andere als ein langer Urlaub, und das liegt nicht nur am deutschen Frühlings-, Herbst- und Winterwetter. Seine Mutter ist lange tot, sein Vater säuft, seine Schwester ist in den Westen abgehauen. Was bleibt, sind sein bester Freund Pavel, Zigarettenschmuggel und seine große Leidenschaft: Graffiti. Als dann aber eine fast ebenbürtige Leidenschaft in der wohlgerundeten Form von Annika (Alice Dwyer) in seiner kleinen Welt auftaucht, spielt das Schicksal natürlich Spielverderber. Die alte Villa, in der Malte und sein Vater wohnen, wird als baufällig erklärt; die Zigarettenmafia erhöht die Preise und die Schwester kommt zurück, mit einem Neffen für Onkel Malte.
Das Lächeln der Tiefseefische klingt so, als könnte er deprimieren, ist in Wirklichkeit eine weitaus poetischere Betrachtung von Schmerz, junger Liebe und Erwachsenwerden, als der Plot vermuten lässt. Regisseur Till Endemann führt uns schnörkellos, aber doch sehr gekonnt durch die Welt eines jungen Mannes, der die Schicksalsschläge der Vergangenheit dadurch verpackt, dass er seine Angst vor Veränderung zum Lebensmittelpunkt macht. Dass Veränderung auch positiv sein kann und manchmal wie die hervorragend spielende Alice Dwyer aussieht; dass man auch über Schicksalsschläge manchmal lächeln kann und dass Tiefseefische so gut sehen können, weil sie selber leuchten, bringt Sehnsucht und Hoffnung in ein trist gezeichnetes und tristes Leben.
Neben den hervorragenden Jungdarstellern Jacob Matschenz, Alice Dwyer und Adrian Topol und der wunderschönen Musik von Enis Rotthoff fällt vor allem die mal traurige, mal lebendige, undeutsche und irgendwie doch sehr deutsche Stimmung des Films auf, die uns einen Film beschert, der so poetisch ist wie sein Titel und doch so nah am täglichen Leben wie sein Plot.

Karsten Kastelan
D 2005. R & B: Till Endemann. K: Felix Carmer. D: Jacob Matschenz, Alice Dwyer, Adrian Topol, Victoria Mayer, Benjamin Meyer, Peter Kurth