»DANGER SIGN«

Fingerübung

Thriller mit Gebrechen

Was wäre, fragt uns die Werbung zum Film, wenn das Opfer den herannahenden Anfgreifer nicht hören könnte? Wie bitte? Was? Wir verstehen die Antwort leider nicht, der Soundtrack ist zu laut, der Plot ist zu plump, und die Idee so winzig, daß man sie in einem Walkman verstecken kann ...
Beziehungsweise einem Telefonpieper, der eigentlich der taubstummen Hauptperson (Marlee Matlin) via Vibration und Blinklicht mitteilen soll, daß sie jemanden anrufen soll. Damit aber der FIlm überhaupt funktioniert, muß der Pieper piepen, die Matlin muß das überhören, der Mörder aber nicht, und der Regisseur (Robert Greenwald, vergessen Sie den Namen) muß über den ganzen Film Erklär-Szenen verstreuen, damit wir wenigstens ahnen, wie Gehör- und Sprachbehinderte so kommunizieren.
Das führt immerhin zur schönsten Szene des Films, etwa in der Mitte: die schöne Stumme hat sich mit einem chronisch Schlaflosen (jaja, irgendwie sind wir alle behindert) angefreundet, und beide amüsieren sich im Bett per Fingersprache - wie man für "geil" macht, fragt er; und sie zeigt es ihm, außerdem den Unterschied zwischen "Begehren" und "Verlangen". Und was Liebe heißt. Herzig, ehrlich.
Dann wieder Drama: am Anfang ließ böser Bulle eine wertvolle Münze für sich aus dem Museum klauen - und von einem polizeikritischen Journalisten wieder abnehmen. Der versteckt sie im Pieper der Heldin und verschwindet mittels Autobombe aus der Handlung. Fortan will ein Mann mit Maske die Münze wiederhaben, auch über Leichen - und der gesetzlose Polizist wird ganz direkt zur Bedrohung, weshalb er wohl kaum der mit der Maske sein kann. Zumal er Martin Sheen ist, und der zieht sich garantiert keine Skimütze übers Gesicht. Auch wenn er offensichtlich Geld braucht.
Die Taube und ihr Schutzmann wehren sich wie wild, einige wenige Schwächen wandeln sich unter Beschuß in Stärken, nur einmal greift Frau Matlin bewußt zum Handicap-Trick (mach' soviel Lärm, daß der andere nichts mehr hört, dann ist der gelernte Krüppel besser dran), aber mehrmals muß ihr Lover sie raushauen. Immerhin fehlen ihr zum screaming blonde-Klischee Haarfarbe und Stimme. Und sie spielt auch viel zu gut, um ihr vorwerfen zu dürfen, daß ihr Film bei weitem nicht an andere Gebrechens-Thriller wie Warte bis es dunkel wird oder Die Wendeltreppe heranreicht. An der Oscar-Preisträgerin von 1986 (als beste Schauspielerin in Children of a Lesser God ) liegt das nicht.

WING