Das grosse Museum

Ruhe in allen Nuancen

Eine Dokumentation über das Kunsthistorische Museum in Wien

Am Anfang hört man nur ein leises Knarren, weit entfernte Unterhaltungen und dumpfes Gemurmel über Bildern von großen Räumen, leergeräumt, alt. Da ist man dann schon ganz drin im Museum. Dann stampft ein Mann in Overall und groben Arbeitsschuhen mit einer Spitzhacke in die Mitte einer der Räume, hebt die Spitzhacke an und treibt sie mit einem Riesenknall in den Parkettboden. Das Kunsthistorische Museum in Wien wird umgebaut bzw. es wurde umgebaut! Regisseur Johannes Holzhausen hat die Arbeiten in den Jahren 2012 und 2013 bis zur Eröffnung der Kunstkammer verfolgt, und daraus das Material für seine Dokumentation Das große Museum bezogen.

Nun könnte man meinen, dass eine Dokumentation über ein Museum nicht gerade sehr spannend ist, und tatsächlich, die Spitzhacke bleibt ein Ausreißer in diesem ansonsten sehr ruhigen Film, der davon lebt, sich mit den Objekten und Menschen, die er zeigt, eben intensiver zu beschäftigen. Das ergibt mitunter lange Einstellungen, die hin und wieder eine gewisse Komik in sich tragen. Da sitzen einmal vier Leute, durchaus Kenner der Materie, um eine alte Krone herum, die von einer weiteren Person etwas, aber nur ganz wenig, schräg gehalten wird, damit die anderen vier Anwesenden angestrengt in den samtenen Teil schauen können. Oder die Kuratorin, die vor Beginn der Ausstellung die Hängung immer wieder über den Haufen wirft, weil bestimmte Bilder doch nicht nebeneinander funktionieren. Was zur Folge hat, dass einige Mitarbeiter nicht missmutig, sondern eher ihr Schicksal annehmend, alles wieder ab- und neuaufhängen.

Holzhausen durfte überall dabei sein. Bei Meetings, in denen die "3" auf einem Plakatentwurf auf ihre "Bissigkeit" hin diskutiert wird, bei Besprechungen mit dem Aufsichtspersonal, bei denen herauskommt, dass sich einige mehr Aufmerksamkeit für ihre Arbeit wünschten, oder auf Auktionen, auf denen Objekte für das Museum angeschafft werden, wenn sie nicht von anderen Bietern weggeschnappt werden.

Das hat seinen Reiz, denn so ein Museum ist ein komplexes Miteinander, mit dem man nicht allzu oft konfrontiert wird. Besonders beeindruckend ist die Ruhe, die für viele der Arbeitsschritte und - bereiche wichtig ist. Diese Ruhe wird zum Glück nicht durch einen Off-Kommentar gestört. Was man erfährt, das erfährt man über die Dialoge, die Holzhausen gefilmt hat. So entsteht ein wunderbares Mosaik an Einblicken in die Welt, die hinter einer Ausstellung verborgen liegt.

Sacha Brohm

Österreich 2014 R: Johannes Holzhausen B: Johannes Holzhausen, Constantin Wulff K: Joerg Burger, Attila Boa. 94 Min.