DAS MÄDCHEN AUS MONACO

Schräges Dreieck

Ein freundlicher, witziger Sommerliebesfilm

Mit verwegenen Plädoyers hat Staranwalt Bertrand Beauvois (Fabrice Luchini) die Geschworenen schon oft um den Finger gewickelt. Im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht hingegen wirkt der Verbalakrobat ein wenig ungeschickt. Kommt ihm eine Frau zu nahe, redet sich Bertrand schon bald um Kopf und Kragen, bis die Interessentin resigniert die Segel streicht.

Ein Verbrechen aus Leidenschaft führt den Pariser Advokaten nach Monaco, wo Geld, Lust und Laster unter der mediterranen Sonne fröhlich nebeneinander gedeihen. Madame Lassalle (Stéphane Audran) hat ihren deutlich jüngeren russischen Lover ermordet, und weil der Sohn der Angeklagten um die Sicherheit des Anwalts besorgt ist, stellt er ihm den Bodyguard Christophe (Roschdy Zem) zur Seite. Auf Schritt und Tritt folgt ihm der reservierte Personenschützer, der seine Arbeit mit tiefem Ernst verrichtet. Nur langsam freunden sich die beiden grundverschiedenen Männer miteinander an.

Die eigentliche Gefahr für Bertrands Leib und Seele stellt jedoch nicht die Russenmafia dar, sondern die junge Fernseh-Wetterfee Audrey (Louise Bourgoin), die schon bald alle Verteidigungssysteme des Anwalts durchbricht. Intellektuell kann die Blondine dem Juristen zwar nicht das Wasser reichen, aber ihre erotischen Reize bleiben auf den linkischen Junggesellen nicht ohne Wirkung. Vollkommen wehrlos ergibt sich Bertrand den Avancen der ebenso lebenslustigen wie karrierebewussten Sexbombe.

Natürlich ahnt auch Bertrand, dass Audrey ihn nur benutzt. Aber wie gerne lässt er sich von ihrem naiv-durchtriebenen Wesen blenden und verliert dabei fast seine juristischen Pflichten aus dem Auge.

Anne Fontaines Das Mädchen aus Monaco ist eine hintergründige Komödie, die vor allem von der sorgfältigen Konstruktion der gegensätzlichen Charaktere lebt. Das Figuren-Dreieck aus dem vernarrten Advokaten, dem bierernsten Bodyguard und der hedonistischen Lustfee ergänzt sich auf humoristischer Ebene bestens. Aber Fontaine reduziert die Figuren nicht auf ihre komödiantische Funktion. Im scheinbar belanglosen Geplänkel werden Lebens- und Liebeskonzepte, männliche Angst- und Lustfantasien, Loyalitätskonflikte und Klassengegensätze verhandelt.

Fabrice Luchini beweist sich wieder einmal als Frankreichs begabtester Tragikomiker, der mit seiner Verletzlichkeit einen wirksamen Kontrast zur robusten Maskulinität des wunderbaren Roschdy Zem bietet, und auch Louise Bourgoin meistert ihre Rolle zwischen Barbie und Femme Fatale bestens. Ein frischer, vergnüglicher Sommerfilm.

Martin Schwickert

La Fille de Monaco. F 2008. R&B: Anne Fontaine K: Patrick Blossier D: Fabrice Luchini, Roschdy Zem, Louise Bourgoin