DAS LEUCHTEN DER STILLE

Ich war eine dämliche Kriegsbraut

Ein verlogener Liebesfilm über Sehnsucht und Pflichterfüllung

Savannah und John lernen sich am Strand kennen. Sie hat Urlaub von der Schule, er von der Army. Weil der Sommer so schön sommert und alle Grashalme so anheimelnd im Gegenlicht schimmern, verlieben sich die zarte Blondine und der kräftige Soldat heftig ineinander, was für schöne 20 Minuten im Kino sorgt. John hat noch ein Jahr Army abzureißen, dann soll das Glück vollkommen werden.

Leider hat Osama Bin Laden was gegen amerikanische Liebespaare und lässt zwei Flugzeuge in das World Trade Center krachen, weshalb John sich für weitere zwei Jahre bei den Special Forces verpflichtet. Weil die Monate in so einem Krieg sich ganz schön ziehen und es einer unbefriedigten Frau wenig nützt, wenn ihr Kerl im Ausland Terroristen jagt, schreibt Savannah eines Tages einen Brief an John, dass es jetzt genug sei mit der Warterei und sie ihren krebskranken Nachbarn heiraten werde, der ein autistisches Kind habe, das dringend der Versorgung bedarf. Ernsthaft.

Es ist unglaublich, dass ein Mann von Talent und Geschmack wie Lasse Hallström (Schiffsmeldungen, The Big Hoax) sich für diesen prämodernen Quatsch hergab. Immerhin: Er hat den Roman des berüchtigten Kitsch-Romanciers Nicholas Sparks ohne jede Brechung inszeniert.

Selbst Afghanistan sieht hier gut aus, und die blonden Haare des Jungstars Amanda Seyfried flattern derart fotogen im Wind, dass es auch nicht mehr drauf ankommt, wenn Savannah ein Pferde-Camp für autistische Kinder einrichtet und John die Münzsammlung seines Vaters verkauft, um dem kranken Nachbarn die teure Krebstherapie zu bezahlen. Wenn schon Arztroman, dann richtig.

Der völlig unlogische, aber deutlich zielgruppensäftelnde deutsche Titel tut sein übriges, um die Befürchtung zu transportieren, hier feiere das verlogene Heldenkino der 50er - der Sinn des Lebens liegt im Verzicht - ästhetisch runderneuert Auferstehung.

Thomas Friedrich

Dear John USA 2010 R: Lasse Hallström B: Jamie Linden K: Terry Stacey D: Channing Tatum, Amanda Seyfried, Richard Jenkins, Henry Thomas