Der Name der Leute

Nett im Bett

Eine französische Komödie über Liebe, Politik und Herkunft

Arthur Martin ist ein gewöhnlicher Name für einen gewöhnlichen Mann. In Frankreich gibt es Tausende, die so heißen, und das ist Arthur mehr als recht. Nicht auffallen und untergehen in der Masse ist seine Mission. Schließlich hatte Arthurs Mutter einen jüdischen Namen, der sie als Kind fast das Leben gekostet hätte, als die Deutschen in Frankreich einmarschierten.

Ihre Eltern sind in Auschwitz ermordet worden und Annette hat unter falschem Namen versteckt in einem Kinderheim überlebt. Als sie nach dem Krieg Lucien Martin (Jacques Boudet) heiratete, war sie froh mit dem neuen urfranzösischen Namen die traumatischen Kindheitserlebnisse zu begraben. Arthur ist ganz und gar das Produkt seiner familiären Verhältnisse. Als amtlicher Veterinärmediziner beschäftigt er sich mit der Bekämpfung von Tierseuchen und versucht ein möglichst ereignisarmes, aber risikofreies Leben zu führen.

Damit ist Schluss, als er Bahia Benmahmoud kennenlernt. Bahia ist stolz auf ihren Namen, der ihre Herkunft als Tochter eines algerischen Immigranten und einer französischen Hippiemutter belegt. Ein wenig leidet sie darunter, dass sie sehr viel französischer aussieht, als sie sich fühlt. Denn die meisten Franzosen sind für die linke Politaktivistin "Faschisten".

Ihren ganz eigenen antifaschistischen Widerstand leistet Bahia, indem sie rechtslastige Männer in ihr Bett lockt und sie im erotischen Nahkampf mit beachtlich hoher Erfolgsquote von ihrem Gedankengut befreit. Auch Arthur bietet sie beim ersten Zusammentreffen ihre sexuellen Dienste an, obwohl der verklemmte Vogelgrippebekämpfer schon immer links gewählt hat. Zwischen den beiden entspinnt sich eine sehr wechselhafte Liebesbeziehung, die nicht nur für Arthur zu einer echten Herausforderung wird.

Michel Leclercs Der Name der Leute ist eine hintergründige und überraschend leichtfüßige Komödie, in der das Konzept von kollektiven, familiären und politischen Identitäten kräftig durcheinander gewirbelt wird. Spielerisch geht Leclerc der Frage nach, wie weit das eigene Dasein von den Erfahrungen der Eltern determiniert wird, kulturelle Identität nur eine Erfindung ist, und wie scheinbar unvereinbare Charaktere zueinander finden können - ein wahrhaft intelligentes, romantisches Vergnügen.

Martin Schwickert

Le nom des gens F 2010 R: Michel Leclerc B: Baya Kasmi, Michel Leclerc K: Vincent Mathias D: Sara Forestier, Jacques Gamblin