DICK UND JANE

Falling Down
Jim Carrey und die Chancen der Krise

Der Deutsche Untertitel weiss gar nicht, wie lustig er ist: "Zu allem bereit und zu nichts zu gebrauchen" klingt nach einer Komödie haltloser Selbstüberschätzer, nach Klamauk. Dabei ist das Remake von Das Geld liegt auf der Straße aus den späten 70ern eher das lustige Drama zweier Genies und der Unfähigkeit des Systems, sie richtig einzusetzen.
Dick (Jim Carrey) ist mittlerer PR-Angesteller irgend eines Großkonzerns, Jane (Téa Leoni) arbeitet "was Soziales" nebenbei, das Kindermädchen ist herzig, der Sohn aufgeweckt, und doch fehlt der Famile was. Ein Whirlpool im Garten, ein Mercedes in der Garage, der Neid der Nachbarn? Da kommt die Chance: Alec Baldwin als schmierlappiger Konzern-Boss befördert Dick zum Firmensprecher, Dick drängt Jane, ihren Job aufzugeben, Jane bestellt den Pool-Mann, das Glück ist da. Und die Katastrophe. Denn der Konzern suchte nur einen Strohmann, der den Kopf im Fernsehen hinhält, während sich die Bosse hinten mit veruntreuten 400 Millionen einschliesslich der Pensionskasse aus dem Staub machen. Dick stürzt ab.
Das ist der lustigste und schärfste Teil des Films. Im freien Fall landet das ehemalige Rädchen im Kapitalbetrieb plötzlich als Wanderarbeiter an der mexikanischen Grenze. Eine Zeit lang kann man die Nanny noch mit Toastern bezahlen, aber bald sind Dick und Jane pleite und beinahe obdachlos. Eher zufällig geraten sie auf den Dreh, sich "ihren Teil" am Volksvermögen einfach zurück zu stehlen. In immer bizarreren Überfällen erbeuten Bonnie und Clyde, auch mal als Sonny und Cher kostümiert, hier "zwei mal Coffe to Go", dort etwas Bares, woanders ein Auto. Hier dreht Carrey voll auf, zappelt, klamaukt, und lässt doch auch Téa Leoni viel Raum.
Im zusammengeklauten Luxus steigen sie zu den beliebtesten Nachbarn im Viertel auf, um dann im dritten Teil noch einen Rache-Krimi abzuliefern. Alec Baldwin wird "Der Clou"-artig um seine Firmen-Beute gebracht. Dass die am Ende dann unter den vielen anderen armen Ex-Angestellten ohne Versicherung und Gangster-Karriere verteilt wird, beruhigt ein bisschen das soziale Gewissen. Hat Regisseur Dean Parisot (Galaxy Quest) doch den Umverteilungs-Impuls des Originals weitgehend der "Rettet den Plasma-Bildschirm"-Familien-Komödie geopfert.
Trotzdem: Dick und Jane machen viel Vergnügen, und strenge Ideologiekritiker könnte bemerken, dass die Familie schlußendlich mit ein Kleinwagen zufrieden in den Urlaub fährt. Das ist nicht gerade Kapitalismus-Kritik, aber immerhin eine Kopfnuss für die Ausbeuter.

WING
Fun with Dick and Jane. USA 2005, R: Dean Parisot, B: Judd Apatow, Nicholas Stoller, D: Jim Carrey, Téa Leoni, Alec Baldwin, Richard Jenkins