DIE BÄREN SIND LOS

Böse Blagen

Richard Linklater dreht einen unkorrekten aber sehr komischen Kinderfilm

Nachdem Fußball sich in den USA inzwischen als populärer Sport für kleine Mädchen und Jungs etabliert hat, ist es wohl an der Zeit, dass wir Europäer unseren Nachwuchs aufs Baseballfeld schicken. Die Bären sind los wird uns dabei leider keine große Hilfe sein, schließlich sollte das Remake des Klassikers von 1976 (mit Walter Matthau; hier ist eher die Serie von 1979 mit Jack Warden bekannt) Eltern eher davon abhalten, ihre Kinder überhaupt aus dem Haus zu lassen.
Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist Morris Buttermaker (Billy Bob Thornton), ein abgehalfterter Ersatzbank-Spieler, der aus Geldnot einen Job als Trainer eines Kinderteams annimmt. DasTeam besteht aus all den untalentierten Blagen, die ohne die Intervention einer ambitionierten Anwältin (Marcia Gay Harden) niemals hätten spielen dürfen.
Das dies seinen Grund hat, findet Buttermaker schon bald heraus. Ein Kind ist kaum größer als der durchschnittliche Feuerhydrant, zwei von ihnen sprechen kein Englisch und eines sitzt im Rollstuhl - perfekt für eine bilinguale Behindertenolympiade, aber wohl kaum der Stoff aus dem die Träume sind und weitab von jeglichen Wegen zum Ruhm.
Die Bären sind los bedient sich der Regeln und Klischees des Genres. Was den Film zu einem vergnüglichen Kinoerlebnis macht, ist der offensichtliche Spaß, mit dem Regisseur Richard Linklater (der einst den äußerst rüden College-Film "Dazed and Confused" drehte) versucht, uns zu schockieren. Im inzwischen ultrakonservativen Amerika darf zwar kein grobes Schimpfwort über die Lippen der Protagonisten kommen, und auch bei sexuellen Anspielungen und der Darstellung von Drogen muss man aufpassen - Linklater macht aus diesen Restriktionen allerdings eine Tugend und umgeht die Zensur geschickt: der Rollstuhlfahrer will überhaupt nicht spielen sondern klagt nur aus Gewohnheit; ein schwarzer Junge ist ausgerechnet Fan eines weißen Spielers; Buttermaker rät einem kleinen Perser, seinem Vater einfach zu erzählen, das Team habe gewonnen, den Unterschied würde der Typ ja sowieso nicht kapieren.
Billy Bob Thornton spielt kräftig mit: sein Morris Buttermaker ist ein saufender, herumhurender Taugenichts, der im Laufe des Films zwar auch andere Seiten zeigt, jedoch keine Probleme damit hat, sein Team von einem Stripclub sponsern zu lassen oder die Mutter eines der Kinder flachzulegen. Dass wir ihn lieben lernen, dem (unwahrscheinlichen) Erfolg der Kinder entgegenfiebern und uns ausgezeichnet unterhalten fühlen, müssen wir uns schon selbst ankreiden. Die Bären sind los ist endlich wieder einmal ein Kinderfilm, bei dem das Mitnehmen von Kindern optional und abhängig von der eigenen Erziehungspolitik ist. Spaß ist allerdings garantiert.

Karsten Kastelan

Bad News Bears USA 2006 R: Richard Linklater. B: Bill Lancaster, Glenn Ficarra, John Requa. K: Rogier Stoffers. D: Billy Bob Thornton, Greg Kinnear, Marcia Gay Hardon, Sammi Kraft