Die Entdeckung der Unendlichkeit

Hirnströme

Bio-Pic über Stephen Hawking aus der Sicht seiner Ex-Frau

Die Welt mag im Wandel begriffen sein, nichts ist ewig, alles fließt. Nur auf dumme deutsche Filmtitel ist immer Verlass: Aus A Theory Of Everything machten die deutschen Deppen Die Entdeckung der Unendlichkeit, was nichts mit dem Film und noch weniger mit der Arbeit des theoretischen Physikers Stephen Hawking zu tun hat, um dessen Leben und Wirken es hier geht.

Der hatte den Lehrstuhl inne, den einst Issac Newton in Cambridge besetzt hatte, und prophezeite in den 70er Jahren, bis zum Ende des Jahrhunderts werde es eine Theorie geben, die Quantenphysik und Relativitätstheorie miteinander versöhnt - eine "Theorie von allem" eben. Dass aus dem Projekt nichts wurde, hat nichts mit der schweren Krankheit zu tun, die Hawking mit 21 Jahren diagnostiziert bekam und die ihn früh an den Rollstuhl fesselte. Heute sitzt er bewegungslos und nur noch mit Gedanken kommunizierend in seltsam verschränkter Haltung im Rollstuhl. Hawkings Hirnströme setzen Befehle auf seinem Kommunikationsbildschirm in Gang.

In einer der besten Szenen des ansonsten braven und biederen Films erklärt Felicity Jones als Hawking-Gattin einem Besucher die Arbeit ihres Mannes: Auf dem Messer eine Kartoffel, auf der Gabel eine Erbse, das eine steht für Einstein, das andere für Quantenphysik, und weil das eine das andere durchmengt, können wir die Welt nicht richtig erklären, jedenfalls nicht einheitlich.

Eddie Redmayne spielt den fröhlichen Physiker recht beeindruckend, und wenn wir gerade mal nicht mit Schwulstmusik erschlagen werden, hat der Film, der auf der Autobiografie von Hawking Ex-Frau beruht, durchaus seine Momente. Allerdings verplempert Regisseurs James Marsh sein Thema an läppische Spielereien: Eingefärbte Bilder, Lichttunnel, manchmal sogar die subjektive Perspektive Hawkings sollen irgendwie andeuten, wie dem Mann all die genialen Ideen gekommen sind und wie das alles zusammenhängt.

Dabei folgt der Film brav den Szenen einer Ehe, in denen die Frau als Pflegerin kein eigenes Leben hat und der Mann vor allem brillant ist. Das macht Stress und Schmutz und sieht oft nicht gut aus.

Der eigentliche Skandal von Hawkings Existenz, dem mit 21 eine Lebenszeit von weiteren zwei Jahren prognostiziert wurde und der im nächsten Jahr 73 werden wird, kann der Film nicht mal andeutungsweise erfassen. Er setzt mehr auf den Charme seiner Hauptdarsteller, die sich brav durch die serielle Erzählweise arbeiten. Immerhin: Hawkings Sinn für Humor wird ausführlich gewürdigt.

Thomas Friedrich

The Theory of Everything GB 2014 R: James Marsh B: Anthony McCarten; nach dem Buch von Jane Hawking K: Benoit Delhomme D: Eddie Redmayne, Felicity Jones, Charlie Cox, Emily Watson. 123 Min.