DIE FRAU DES ANARCHISTEN

Nach dem Krieg

Der Spanische Bürgerkrieg als Erzählgegenstand

Die Frau des Anarchisten ist der Versuch, von Folgen des spanischen Bürgerkriegs über die drei Generationen einer Familie hinweg zu erzählen. Marie Noëlle hat aus den bruchstückhaften Erinnerungen ihrer Mutter das Drehbuch verfasst und erzählt die Geschichte ihrer Großeltern, deren Liebe zwischen die Mühlen des Bürgerkriegs geraten ist.

Der Rechtsanwalt Justo (Juan Diego Botto) engagiert sich im Radio als "Stimme der Revolution" und im Schützengraben für die spanischen Anarchisten. Als die deutsche Legion "Condor" in den Bürgerkrieg eingreift und Madrid bombardiert, wird die Familie auseinandergerissen.

Von Justo fehlt nach dem Sieg der Franco-Faschisten jede Spur, und Manuela (Maria Valverde) ist mit ihrer Tochter Paloma auf sich allein gestellt. Mit dem luxuriösen, großbürgerlichen Leben, das Manuela bis dahin geführt hat, ist es vorbei. Als Frau des bekannten Anarchisten wird sie im neuen Regime schikaniert und zerbricht fast an dem Verlust ihres Mannes.

Aber dann entdeckt Manuela Justos Gesicht in der Zeitung: ein Foto der Überlebenden aus dem KZ Mauthausen. Über illegale Kontakte kann sie nach Frankreich ausreisen, aber der abgemagerte Mann scheint nach Internierungslager und KZ seinen Lebenselan verloren zu haben.

Mit durchaus epischen Ambitionen erzählt Noëlle aus dem tragischen Leben ihrer Großeltern, und man merkt dem Film deutlich seine familiäre Verbundenheit zum Sujet an. Ein Hauch von Verklärung liegt über den Bildern, wenn das junge Glück im umkämpften Madrid der dreißiger Jahre beschrieben wird. Juan Diego Botto und Maria Valverde sind ein Leinwandpaar von atemberaubender Schönheit - fast zu schön um wahr zu sein. Umso schroffer wird der Stimmungswechsel nach dem Sieg Francos und im französischen Exil vollzogen. Dennoch gerät das angestrebte epische Format durch deutliche erzählerische Längen und Unzulänglichkeiten immer wieder aus der Spur. Für die notwendigen dramaturgischen Straffungen und Zuspitzungen war die Filmemacherin vielleicht dann doch zu nah dran an der eigenen Familiengeschichte.

Martin Schwickert

D/Sp/F 2008 R: Marie Noëlle, Peter Sehr B: Marie Noelle K: Jean-Francois Robin D: Juan Diego Botto, Maria Valverde, Nina Hoss