DINNER FÜR SPINNER


Dumm & dümmer

Eine maue Hausgast-Komödie

Der wohlhabende Pariser Verleger Brochant veranstaltet allwöchentliche "Dinner für Spinner": Er lädt Sonderlinge mit Wetten-daß-àtauglichen Marotten zum Abendessen ein, auf deren Kosten er und seine Freunde sich belustigen können. Der größte Spinner dieses Mal fertigt Modelle berühmter Bauwerke aus Streichhölzern. Er trifft verfrüht bei seinem Gastgeber ein und stellt sich zu allem Überfluß als weitaus idiotischer heraus, als dieser sich träumen ließ.
Das angekündigte Dinner dient dem Film lediglich als Aufhänger. Der Physiognomie des Hauptspinners Pignon geschuldet (klein, dick, Glatze, hohe Stimme, Kulleraugen), handelt es sich bei Dinner für Spinner um eine Spielart des Komödiensubgenres "ungebetener, infantil-chaotischer Hausgast" à la Alf oder Mr. Bean und, untrennbar damit verknüpft, um eine Ehekrisenkomödie. Denn natürlich hängt kurz nach Pignons Eintreffen Brochants Haussegen schief.
Die Klaviatur des Holzhammerhumors wird weidlich ausgespielt: lustige Namen, verhängnisvolle Verwechslungen und Mißverständnisse, verstellte Stimmen, überzeichnetes Filmfigurgelächter, das anstecken soll. Darüber verärgert zu sein, fiel mir allerdings schwer. In seiner Harmlosigkeit entwickelt Dinner für Spinner sogar einen gewissen Charme. Wie eine Reaktion gegen postmoderne Sophistication und die komplizierter gewordenen Lebensumstände der ausgehenden 90er, serviert der Film 80er Jahre Hausmannskost, neu aufgewärmt. Über 8 Millionen Zuschauer in Frankreich haben diese Einladung offenbar dankbar angenommen. Solcher Art Kino seit Didi Hallervorden und Louis de Funés reichlich entwöhnt, rief Dinner für Spinner in mir vor allem Mitleid hervor.
Ich wünschte ihm während seiner sympathisch kurzen Dauer, er möge doch das werden, was er permanent zu sein bemüht ist: witzig. Wie heißt es im Film über den Spinner Pignon einmal: "Er versucht, witzig zu sein. Das ist ergreifend."

Maik Platzen