Die Bestimmung - Divergent

Mädels von morgen

Schon wieder eine SF-Heldin, gefangen in einem seltsamen Kastensystem

Die menschliche Zivilisation ist durch einen verheerenden Krieg beinahe vernichtet worden. In Chicago haben Überlebende ein neues Gesellschaftssystem entwickelt, das dauerhaft den Frieden bewahren soll. Es gibt fünf Fraktionen, die für verschiedene Tugenden der Menschheit stehen. Die selbstlosen und gerechten Alturan haben die politische Führung inne, die Candor sind freimütig und stellen die Juristen, für Sicherheit sorgen die furchtlosen Ferox, die Ken haben sich Wissenschaft und Forschung verschrieben, und die friedfertigen Amite leben außerhalb der Stadt und versorgen sie mit Nahrungsmitteln.

Mit 16 müssen sich alle für eine Fraktion entscheiden, in der sie künftig leben wollen. Ein Test soll die jeweils am besten Geeignete ermitteln. Nun ist für Beatrice Prior der große Tag gekommen. Sie wuchs bei den Alturan auf, hat aber stets die tollkühnen Ferox bewundert. Der Test bringt bei ihr jedoch kein eindeutiges Ergebnis. Für Unbestimmbare wie sie ist in dieser klar geordneten Gesellschaft aber kein Platz. Beatrice hält das Ergebnis geheim und wählt die Ferox. Die unterziehen Anwärter erstmal einer harten Auslese. Beatrice, die sich jetzt Tris nennt, findet unter den Mitanwärtern Freunde, gerät mit fiesen Konkurrenten aneinander und verliebt sich in ihren coolen Ausbilder Four. Während sie bei den Prüfungen immer wieder über sich hinauswächst, braut sich im Hintergrund Unheil zusammen. Jemand plant einen Coup d' État, um die Gesellschaft von allen destabilisierenden Elementen zu säubern. Die Bestimmung - Divergent ist nicht nur der jüngste Vertreter eines nicht abreißen wollenden Stroms von Jugendromanverfilmungen, sondern auch der erste, der einigermaßen an den Erfolg von Die Tribute von Panem anschließen kann. Was wohl auch an der gewissen Nähe zu dem Erfolgsstoff liegt. Die Bestimmung basiert auf dem ersten Roman einer Triologie von Veronica Roth, die kurz nach Suzanne Collins Panem-Triologie erschien. Hier wie da ist die Handlung in einer Dystopie angesiedelt, in der sich eine junge Heldin gegen das herrschende, restriktive System auflehnt. Die Bestimmung beschreitet durchaus eigene Wege. Nur weiß Regisseur Burger dabei relativ wenig mit der Science-Fiction-Geschichte anzufangen, lotet nichts aus und nutzt sie nur als exotischen Hintergrund für die Sinn- und Identitätssuche seiner jugendliche Heldin: Wer bin ich? Was will ich werden?

Geradezu klassisch ist die Entwicklung der Heldin. Trotz körperlicher Nachteile erweist sie sich bald als echte Überfliegerin, die es mit den übelsten Brocken aufnehmen kann. Für das jugendliche Zielpublikum sind neben Tris sicher auch die Ferox mit ihren Tätowierungen ansprechend, die mehr Gang als professionelle Sicherheitskräfte sind. Zusammen mit den Action-Einlagen und der guten Kameraarbeit von Alwin H. Küchler unterhält Die Bestimmung durchaus, ist letztlich aber nur ein konventionelles Teenie-SF-Abenteuer von überschaubarer Originalität.

Olaf Kieser

Divergent USA 2013 R: Neil Burger B: Evan Daugherty, Vanessa Taylor K: Alwin H. Küchler D: Shailene Woodley, Theo James, Miles Teller, Kate Winslet, Maggie Q, Ashley Judd, 139 Min.