IM DUTZEND BILLIGER


Chaos im Kinderzimmer

Steve Martin hat 12 Gören am Hals

Grottenschlecht" ist vielleicht gar nicht die schlimmste Bezeichnung, die einem zu Filmen einfallen kann. Dann werden sie nämlich flugs als Trash und irgendwann als (böses Wort) kultig abgestempelt. Wahrscheinlich ist "nichtssagend" oder "vorhersehbar" viel gemeiner, und Shawn Levys (nach Just married) zweiter Film Im Dutzend billiger (ein Remake eines Fünfzigerjahre-Films) scheint es auf diese Attribute abgesehen zu haben.
Steve Martin agiert darin als Großfamilien-Vater Tom, der, als seine Frau ihre Karriere als Schriftstellerin mit einer Promotour in Gang setzt (nur logisch, dass ihr Erfolgsroman den Titel "Cheaper by the dozen" trägt), mit der Obhut über seine zwölfköpfige Brut restlos überfordert ist. Zumal er kurz zuvor als Coach einer erfolgreichen Baseballmannschaft engagiert wurde und seine älteste Tochter Nora auch noch beleidigt das Heim verlässt, nachdem ihre Geschwister ihren Freund vergraulten.
Klar dass der Vater zwischen Mannschaft und Familie entscheiden muss und sich zugunsten der Familie alles in Wohlgefallen auflöst: Papa kündigt den zeitintensiven Job und spielt lieber wieder Äpfelklatschen mit seinen Kleinen. Soviel zum Plot.
Wirklich witzige Momente, wie es sie in den früheren Martin-Filmen durchaus gab, kann man hier lange suchen. Der zweifelsohne auf Kinder zugeschnittene Film pendelt zwischen Klamauk und heftigen Appellen an Mutterinstinkte hin und her. Wenn Mutter Kate (Bonnie Hunt) zu Beginn des Films vor dem Hintergrund diverser Tränendrüsen-Streicher die Geschichte ihrer Liebe zu Tom und der ihrer Rasselbande schildert (Hach ... wir waren einfach zu verliebt ...), möchte man sich am liebsten sterilisieren lassen. Wenn sie das auch noch aus ihrem Buch vorliest, denkt man: lieber einstampfen lassen!
Nicht einmal die Outtakes, die während des Abspanns gezeigt werden, sind tatsächlich lustig; sie wirken eher konstruiert und belanglos, womit sie sich immerhin ganz gut in den Kontext des Films eingliedern lassen.
Einziges Glanzlicht: Ashton Kutcher als spleenig-selbstverliebter Kinderhasser Hank, Noras Freund, von dem sie sich dann aber auch konsequenterweise trennt.
Und Steve Martin? - liefert ein souveränes Spiel als stressgeplagtes Familienoberhaupt, das doch nur das Beste für seine Schäfchen will. Mit dem Lesen von Drehbüchern jedoch scheint er auf seine alten Tage Probleme bekommen zu haben.

Michaela Sommer
Cheaper by the Dozen. USA 2003. R: Shawn Levy. B: Sam Harper, Joel Cohen, Alec Sokolow. K: Jonathan Brown. D: Steve Martin, Bonnie Hunt, Hilary Duff, Tom Welling, Piper Perabo