Easy Money

Die pure Gier

Dieser schwedische Thriller gehört zu den Genre-Highlights des Kinojahres

Johan kommt aus der Provinz in die große Stadt. Als Taxifahrer verdient er sich sein Studium, als angehender Wirtschaftswissenschaftler weiß er, wie man das große Geld machen könnte.

Johan ist von nichts so besessen wie von Reichtum. An der Uni verkauft er Examensarbeiten an reiche Kommilitonen und wird im Gegenzug auch schon mal zu deren Partys eingeladen. Die Welt der Reichen und Schönen, die er da sieht - da will Johan auch hin.

Als ihm sein arabischer Boss eine recht spezielle Taxifahrt anbietet, ist Johan sehr schnell und sehr tief in eine ziemlich üble Geschichte verwickelt. Es geht um Drogen, Marktanteile, um Clan-Kämpfe. Johan als angehender Bänker weiß, wie man Drogengeld am besten waschen kann. Dafür steckt er jetzt mittendrin in einer Welt, in der schwedische, spanische, arabische und serbische Gangster um Koks-Lieferungen und den Verteilermarkt kämpfen. Und zwar mit sehr harten Bandagen.

Mit Joel Kinnaman hat Regisseur Daniel Espinosa eine perfekte Besetzung für diesen Johan gefunden, der zwischen Coolness und blankem Entsetzen schwankt, während er eine Welt betritt, von der er nichts versteht, schon aus sprachlichen Gründen:

Im Original wird mindestens die Hälfte der Zeit Serbisch oder Spanisch gesprochen. "Hier denkt jeder nur an sich und ans Geld", sagt Johans Freund Jorge, den er mit dem Taxi damals abholen musste und mit dem alles begann. An Jorge kann Johan sehen, wie er mal werden wird: Misstrauisch, vorsichtig, ständig auch die eigene Familie belügend.

Nach dem Roman von Jens Lapidus hat Espinosa einen Krimi inszeniert, der ebenso stylisch wie beängstigend wirkt. Hier beherrschen die Großaufnahmen die Erzählweise, bevor die Gewalt immer wieder explosionsartig hervortritt, wird viel beobachtet, geredet, gedroht.

Araber, Spanier, Serben, Schweden trauen einander keinen Meter weit und haben nur eines vor: Den anderen reinzulegen. An diesem Spiel wird sich auch Johan beteiligen. Und er wird dabei nicht einmal zu den eindeutigen Verlierern zählen.

Die Bilder, die Aril Wretblad für diese Geschichte gefunden hat, sind so aufregend wie der Schnitt von Theis Schmidt, der diese meist überbelichteten, in feiner Farbdramaturgie arrangierten Szenen zu einem gehetzten, von Anfang an hoch dramatischen Thriller zusammengesetzt hat, von dem man jederzeit spürt, dass die ruhigen Sequenzen nur der Vorbereitung auf neue Tragödien dienen.

Die wirklich Reichen in diesem Film kommen dabei nur am Rande vor. Sie feiern schöne Partys, haben schöne Frauen und schöne Häuser und profitieren beinahe nebenbei von dieser Unterwelt, in der jeder auch gern so wäre, wo aber alle nur in viel zu kleinen Wohnungen in scheußlichen Wohnzimmern in noch scheußlicheren Trainingsanzügen beisammensitzen und überlegen, wie sie den Kerl der neben ihnen sitzt, übers Ohr hauen können, um endlich an das große Geld zu kommen.

In den USA wird bereits an einem Remake gearbeitet, mit Disney-Bubi Zac Ephron in der Hauptrolle. Das wird kaum die schmutzige Schönheit des schwedischen Originals erreichen.

Victor Lachner

Snabba Cash S 2010 R: Daniel Espinosa B: Maria Karlsson, Hassan Loo Sattarvandi, Fredrik Wikström K: Ariel Wretblad D: Joel Kinnaman, Matias Padin Varela, Dragomir Mrsic