EDGE OF LOVE - WAS VON DER LIEBE BLEIBT

Ruppiger Kitsch

Der Dichter Dylan Thomas zwischen Krieg und Keira Knightley

Krieg ist ja so grausam. Er zwingt den berühmten Trunkenbold und Verseschmied Dylan Thomas dazu, Werbetexte für Propagandafilme zu schreiben. Oder die Tochter der Drehbuchautorin (Keira Knightley), in der Londoner U-Bahn Schlager zu singen. Und nahezu alle Beteiligten, ohne Unterlass zu rauchen. Ausserdem geht es um die Wunden der Liebe und die Wiesen von Wales.

Auf der Insel ist Dylan Thomas ein Nationalheld und John Maybury ein gefeierter Regisseur, auf dem Kontinent wird eher der Filmkomponist Angelo Badalamenti David Lynch-Fans in Kino locken. Das passt durchaus, denn John Maybury erzählt in verrätselten Bildern und sprunghaften Szenen weniger eine Geschichte als verschiedene Gefühle.

Da treffen sich etwa Dylan Thomas und seine Jugendliebe Vera, die Sängerin, zufällig in London wieder. Es funkt erneut, aber Vera ist jetzt eine selbstbewusste Frau und Dylan ist verheiratet. Da trifft seine Frau Caitlin ein, die ihrem Dichter nicht gerade in Treue zugetan ist, aber ein Kind von ihm hat und ihre Musenrolle nicht teilen will.

So macht sich ein junger Offizier an Vera heran, der nicht versteht, dass sich Vera zu ihm, zu Dylan und zu Caitlin hingezogen fühlt. Und vor allem nicht, dass sie nach der Heirat das Bohème-Pärchen von seinem Sold durchfüttert.

Der Soldat muss in den Krieg, die Frauen flirten miteinander, Vera kriegt ein Kind und der Regisseur schneidet eine blutige Gefechtsfeldszene mit der Geburt zusammen.

Das ist sehr eindrucksvoll, sagt aber wenig aus, wie so viele andere Szenen, die eher wie Gedächtnisstützen aussehen als wie eine Erzählung. Und immer wieder sehen wir in Großaufnahmen die Gesichter der Schauspieler, kleinste Regungen in den Mund- und Augenwinkeln, die dass allmähliche Verfertigen und Verändern der Liebe beim Leben begleiten.

Dazu kommen viele Zitate aus Dylan Thomas' Gedichten, die aus dem vorsichtigen Funkeln und Sehnen etwas ruppig großen Kitsch machen und immer wieder den Schwerpunkt von den weiblichen Hauptfiguren auf den bloßen Anlass verschieben.

Wing

GB 2008, R: John Maybury B: Sharman MacDonald K: Jonathan Freeman D: Keira Knightley, Sienna Miller, Matthew Rhys, Cillian Murphy