Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach

Scherzkekse

Ein lustiger Film über zwei traurige Verkäufer von Spaßartikeln

Sam und Jonathan sind Vertreter für Scherzartikel. Mit einem Koffer voller Spaß-Klassiker (Lachsäcke, Vampirgebisse und Monstermasken) zieht das Duo von Laden zu Laden und versucht, seine Produkte an den Mann zu bringen. Leider verfügen die beiden Herren mittleren Alters nur über ein minderes Verkaufstalent, und in ihren grauen Geschäftsanzügen wirken sie nicht so, als ob sie von ihren Produkten begeistert wären. Obwohl sie sich nur Absagen einhandeln, machen die beiden stoisch weiter. Eine Taube ... ist nach Songs from the Second Floor und Das jüngste Gewitter der dritte Film aus Roy Anderssons Triologie über die Natur des Menschen. Der Titel des Films bezieht sich auf das Gemälde "Die Jäger im Schnee" von Pieter Bruegel dem Älteren. Darauf sitzen oberhalb der durch den Schnee stapfenden titelgebenden Jäger einige Tauben in den winterlich kahlen Ästen von Bäumen.

Er habe sich vorgestellt, wie die Vögel das Treiben der Menschen beobachten und sich darüber wundern, erklärte Regisseur Andersson in einem Interview. Ähnlich jenen Vögeln beobachtet der Film Menschen dabei, ob und wie sie dabei mit dem schrecklichen Durcheinander des Menschseins zurechtkommen.

Eine Handlung im eigentlichen Sinn hat der Film nicht. Er besteht aus lose zusammenhängenden Sketchen und Szenen mit wiederkehrenden Personen und Motiven. Wie Jonathan und Sam, denen man bei ihren vergeblichen Bemühungen, wenigstens ein einziges Mal Umsatz zu machen, wiederholt begegnet. Doch selten war Erfolg weiter entfernt als bei den beiden und selten wurde das überzeugender im Kino gezeigt. Oft kommt es zu Situationen von knusprigster Komik und Absurdität. Manche Momente sind gleichzeitig traurig und ein paar ziemlich böse.

Der Film beginnt mit dem Tod. Ein Mann erleidet einen Herzinfarkt, als er vergeblich versucht, eine Flasche Wein für das Abendessen zu entkorken. Auf einer Fähre wird darüber diskutiert, was man mit dem Menü macht, das ein soeben verstorbener Passagier zwar schon bezahlt, aber noch nicht gegessen hat. Später dann landen Sam und Jonathan in einem öden Stadtteil in einer tristen Kneipe und fragen nach dem Weg. Da erscheint König Karl XII. hoch zu Ross samt Heer und bestellt ein Glas Wasser. Die Bedienung darauf: "Mit oder ohne Kohlensäure?"

Übermäßig viel wird in diesem Film nicht gesprochen. Das ist auch nicht nötig, denn die von Andersson sorgsam komponierten Bilder sind von enormer aber unaufdringlicher Aussagekraft. Genaues Hinsehen und -hören ist geboten.

"Wir wollen den Menschen helfen, Spaß zu haben", begründet Jonathan die erfolglosen Bemühungen. Nun, am Ende des Films kann man mit Fug und Recht sagen, dass ihnen das gelungen ist. Und zwar ohne ihre Scherzartikel.

Olaf Kieser

En duva satt pa en gren och funderade pa tillvaron SWE/NOR/D/F 2014 R & B: Roy Andersson K: István Borbás, Gergle Pálos D: Holger Andersson, Nils Westblom, Charlotta Larsson, Viktor Gyllenberg, 101 Min.